Familie Mautner Markhof – Pioniere im österreichischen Golfsport
Mit Manfred I. Mautner Markhof konnte der ÖGV nicht nur den damals führenden Unternehmer Österreichs, sondern auch einen gestandenen Golfer als Präsident gewinnen. Er hatte bereits in den 1920er Jahren auf Brioni mit dem Golfspiel begonnen, wo er seine spätere Ehefrau Maria Kupelwieser kennengelernt hatte. Maria „Pussy“, die Enkelin des Begründers von Brioni, Paul Kupelwieser, war, fast könnte man sagen naturgemäß, ebenfalls eine sehr gute Golferin, da sie den Golfplatz auf der Insel quasi vor der Haustüre hatte. Der Golfclub Brioni wurde 1923 Pauls Sohn Karl/Carlo gegründet, wobei es auch Hinweise gibt, dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg Golfer auf Brioni gegeben hatte (eventuell hat bereits 1911 ein Golfclub bestanden). Tatsache ist, dass es sich ab 1923 um den größten 18-Loch-Platz gehandelt haben soll. Das Par betrug 75 und wurde später auf 77 erhöht. Sein Architekt war niemand geringerer als Tom Simpson, der zu seiner Zeit zu den berühmtesten Golfplatzarchitekten Europas zählte. Brioni hatte zwar den Vorteil durch die Klimabegünstigung auch im Winter bespielbar zu sein, aber im Sommer litt die Qualität des Platzes, da es oft monatelang nicht regnete. Eine Besonderheit waren die Sand Greens, die den Spielern oft zu schaffen machten.
So gut Maria spielte, an die Spielstärke ihres Mannes kam sie nicht heran: Trotz seiner vielseitigen Verpflichtungen hatte Manfred I. es zu einem erstaunlichen Handicap von – 6 gebracht. Seine Spuren hinterließ er auch in der Freudenau, indem er von 1946 – 1950 als Gründungspräsident des damals neuen Golfclubs Wien fungierte. Da der Club seine Heimstatt nicht mehr in der Nähe des Trabrennplatzes Krieau finden konnte, war es nach langen Bemühungen um ein eigenes Gelände gelungen, in auf den ehemaligen Pologründen in der Freudenau zu etablieren. Ab 1950 war es dann möglich auf dem Platz, der den Golfsport im Österreich der Nachkriegszeit dominieren sollte, ein wenig die Schläger zu schwingen; putten konnte man damals vorerst nur auf provisorischen Grüns.
Übertroffen wurde Manfred I. innerhalb der Familie dann aber doch – nämlich von seinem Neffen Hugo Hild (1925 – 1982), dem Sohn seiner Schwester Margarethe (1899 – 1939), den er 1949 in Dellach zum Golfen verführte und der in den 1950er Jahren fünffacher Staatsmeister wurde. Hugo, Generalkonsul von Monaco und Inhaber einer Flugzeugvertretung, begeisterter Sportflieger und Tennisspieler, hatte in seinem Leben noch nie zuvor einen Golfschläger gesehen, als sein Onkel Manfred ihm mit den Worten „Wenn du den Ball triffst, bekommst du 100 Schilling“ ein Holz in die Hand drückte. Er traf und Manfred I. war um 100 Schilling ärmer, was in vermutlich wenig tangierte, da sein Neffe bereits wenig später Österreichs bester Golfspieler war. Er holte den Staatsmeistertitel 1952, 1953, 1954, 1956 und 1957, war Mitglied der Nationalmannschaft und vertrat Österreich bei den Weltmeisterschaften 1958 (St. Andrews/Schottland) und 1960 (Philadelphia) sowie bei den Europameisterschaften 1961 (Brüssel), 1963 (Falsterbo/Schweden), 1965 (Sandwich/England), 1967 (Turin) und 1969 (Hamburg). Bei den Weltmeisterschaften 1960 hatte Hugo die Gelegenheit bei einer Übungsrunde mit Jack Nicklaus zu spielen, welchem er 5 Dollar Siegesgeld abnahm (Nicklaus spielte nur eine 80), die er ab da immer in seiner Geldbörse mitgeführt hatte. Als Funktionär engagierte auch er sich für den Golfclub Wien, für den er von 1961 bis zu seinem Tod als Vizepräsident tätig war. Sowohl seine Gattin Isabelle als auch seine Kinder wurden begeisterte Golfer. Hilds „Lieblingsgegner“ war Univ. Prof. Dr. Paul Kyrle (1915 – 1979), der bereits um 1937 mit dem Golfspiel begonnen hatte und ihm 1955 den Staatsmeistertitel abnehmen konnte, womit Hugos Siegesserie einmalig unterbrochen worden war.