Familienfest im Februar 1886 – der 85. Geburtstag von Adolf Ignaz Mautner von Markhof
Gustav Piffl (Oberst im k. u. k. Stabskorps und Sohn von Luise Piffl, der ältesten Tochter der Therese von Reininghaus) berichtet autobiographisch über den 85. Geburtstag seines Urgroßvaters:
„Nun zum zweiten großen Familienfest, Urgroßpapas 85. Geburtstag, am 6. Februar 1886*. Das Fest verläuft diesmal auf dem Franziskanerplatz. Wenn es sich auch nach seiner ganzen Anlage mit der Goldenen Hochzeit schwer vergleichen lässt, da die ganze Poesie des sonnenumwobenen und blumengeschmückten Harter Schlosses als Ort der Handlung fehlt, so rollt dafür diese Veranstaltung, durch wahrhaft künstlerische Darbietungen ausgezeichnet, umso glänzender ab.
Ein reiches Festprogramm wurde aufgestellt. Die Regie liegt in den Händen der Tanten Coelestine von Oppolzer und Deli von Hebra**. Ein Hofburgschauspieler, vielleicht war es der befreundete Tyrolt, leitete Inszenierung und Einstudierung. Im großen Speisezimmer ist eine Bühne aufgeschlagen, der Saal vollgefüllt von der, fast nur aus der Nachkommenschaft des Jubilars gebildeten Festgesellschaft. Musik erklingt, die Vorführung beginnt.
Unter anderem spielt meine Mutter mit ihrem Vetter Paul Reininghaus einen, auch in der Burg zur Aufführung gelangten Einakter: „Der zündende Funke“ und erntet reichen Beifall. Die größte Wirkung übt aber die Wiedergabe der „Glocke“ aus. Mein Vater*** liest Schillers Meisterwerk tiefempfunden vor, nur von Familienmitgliedern bestrittene lebende Bilder, meisterhaft gestellt, lassen die Dichtung vor den Augen der Zuschauer vorüberziehen.
Die Wirkung ist überwältigend, die rauschende Zustimmung der Versammelten berechtigt. Selbstverständlich beschließt ein abendliches Festmahl den seltenen Tag.”
* Adolf Ignaz ist eigentlich am 26. Dezember geboren, feierte aber stets am 6. Februar, dem Geburtstag seiner Frau Julie Marcelline.
** Adelheid von Hebra, zweitälteste Tochter der Therese von Reininghaus
*** Dr. Moritz Piffl