Mauern – Familiensitz von Gustav II. von Reininghaus
Es ist nicht bekannt, ob Gustav Dietrich August Johann Peter v. Reininghaus, Enkel von Johann Peter und Therese von Reininghaus, den testamentarisch niedergelegten letzten Wunsch seines Vaters Gustav I. von Reininghaus erfüllte oder ob er unter dem Einfluss seiner Mutter Maria oder seiner Großeltern handelte. Jedenfalls siedelte er im Jahr 1907 nach Deutschland um und wurde – seinem Studium an der Landwirtschaftlichen Akademie in Baden-Württemberg folgend – Landwirt. Der 23-jährige Gustav II. – zu dieser Zeit schon mit der 19-jährigen k. und k. Linienschiffskapitänstochter Ilse Engelmann verlobt – erwarb zum Zwecke des Umzugs von dem Münchner Brauereidirektor Karl Stahl im Jahr 1906 das westlich von München, sehr ländlich gelegene Gut Mauern im gleichnamigen Dorf. Das Wohnhaus ließ er, sehr wahrscheinlich mit der Familienplanung im Hinterkopf, umbauen, um dort im Mai 1907 gleich nach der langersehnten Hochzeit in Graz mit seiner Ilse einziehen zu können. Seine österreichische Staatsbürgerschaft behielt er trotzdem zeitlebens weiter. Auch die Verwandten aus Österreich kamen gerne zu Besuch nach Bayern, darunter Therese v. Reininghaus, Georg II. und Emy Mautner v. Markhof mit Marceline und Georg III. „Buwa“, Theodor I. und Martha Mautner v. Markhof, Ludwig Mautner v. Markhof, Johann Dietrich „Hans“ und Virginia „Gina“ v. Reininghaus, Hermann und Friederike „Frieda“ v. Künigl zu Ehrenburg und Warth, Reinhold und Maria Eisl, Hugo, Wilhelm „Kiki“ und Eberhard „Hardy“ v. Reininghaus, Paul und Maria Reininghaus mit Werner, Margit und Harald, Adele „Deli“ v. Hebra mit Ferdinand und Wilhelm „Willi“, Ludovika „Louise“ Urbansky v. Ostrymiecz sowie Elisabeth „Elsa“ und Edmund v. Cnobloch. Alle verbrachten im damals wie heute beliebten Ausflugsgebiet in der Nähe von Wörth- und Ammersee kleine Kurzurlaube.
Alle nahmen gelegentlich auch an Gustavs Jagdgesellschaften teil, wie Schwester Emy und die Vettern Peter I. v. Reininghaus und Philipp v. Künigl zu Ehrenburg und Warth. Schließlich hing am Gut Mauern auch eine stattliche Jagd, die er in den darauffolgenden Jahren stetig erweiterte. Zu seinen engen Jagdfreunden gehörten u. a. die Privatwald- und Gutsbesitzer Franz Freiherr von Perfall mit Familie sowie Karl Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach. Selbst während des Ersten Weltkriegs, für den Gustav II. als Oberleutnant mit seinem damaligen k. und k. Dragoner-Regiment Kaiser Ferdinand Nr. 4 für Österreich mehrfach an die Front zitiert wurde, fanden kleinere Kriegsjagden statt. Zahlreiche Einträge im waidmännischen und familiären Gästebuch lassen darauf schließen, dass in Mauern nicht nur gerne gemeinsam gejagt, sondern auch entsprechend gefeiert wurde. Und auch über die Jagd hinaus pflegte Gustav II. regelmäßig seine Schießleidenschaft, war er doch Gründungsmitglied und Vorsitzender des Mauerner Schützenvereins Die Hölzlberger, dessen Zweck in der Satzung mit der „Unterhaltung durch Scheibenschießen und Veranstaltung sonstiger geselliger Vergnügungen“ beschrieben wurde.
Mit dem in Wien geborenen und in München lebenden Jagdmaler und Illustrator Rolf Winkler und dem in der damals nächstgelegenen Stadt Bruck (heute Fürstenfeldbruck) wohnenden Tier- und Landschaftsmaler Johann Daniel Holz verband Gustav II. neben ihrem gemeinsamen Jagdhobby auch eine enge Freundschaft, sodass er Holz sogar die Patenschaft für seinen ersten Sohn Dietrich „Dieter“ übertrug. Doch auch Gustav II. hatte künstlerisches Talent, wie seine kleinen Tierskizzen zeigen. Rolf Winkler wiederum zeichnete für die Familie mit feiner Tuschefeder das stattliche Gut Mauern, von dem seit 1991 nur noch das abgetrennte Wohnhaus übrigblieb. Bereits im Jahr 1954 zerstörte der Brand der Remise die ursprüngliche Silhouette des charakteristischen Doppelkrüppelwalmdachs, welches daraufhin nicht mehr rekonstruiert wurde. Winklers Zeichnung des gesamten Gutes diente früher als Druckvorlage für das Briefpapier von Gustav und Ilse v. Reininghaus. Außerdem zeichnete er auch das Reininghaus-Wappen detailgetreu in ihr Gästebuch und verfasste zu seinen Karikaturen oft lustig-ironische Gedichte. Die Landschaft mit den Tieren in und um Mauern bildeten für ihn und Johann D. Holz häufig die Motive für ihre Werke, wobei sie auch die Dragonervergangenheit ihres aus Graz/Steinfeld stammenden Freundes auf mehreren Grußkarten an ihn einbezogen.
Gustav II. beschäftigte sich nicht nur intensiv mit dem Ackerbau und der Getreidezucht, er wurde auch regelmäßig für die Nutzung innovativer technischer Errungenschaften in seiner Landwirtschaft gerühmt. Dies führte dazu, dass verschiedene „höhere Söhne“ in Mauern ihr Praktikum ableisteten.
Durch seine Leidenschaft für Pferde und das Spring- und Dressurreiten konnte er als Pferdezüchter auch eine willkommene Verbindung zwischen Hobby und Beruf herstellen. Einem der Lieblingspferde des ehemaligen Dragonerleutnants wurde vom „Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Halbbluts“ die Aufnahme in das Verzeichnis für Turnierpferde bescheinigt. Die Familie veranstaltete gerne mal Ritterfeste hoch zu Ross und die Verwandten aus Österreich wurden standesgemäß im viersitzigen Schlitten inklusive Schellengeläut durch Mauern und Umgebung „kutschiert“. Und auch für die schneefreien Zeiten standen in der Mauerner Kutschenremise genügend Modelle für Ausfahrten und die Jagd zur Auswahl.
Vor dem Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftskrise hatte sich ab Mitte der 20er Jahre die Lage der bayerischen Landwirtschaft jedoch fortschreitend verschlechtert, was auch Mauern zu spüren bekam. Große Treibjagden fanden ab 1928 nicht mehr statt. Gustav II. versuchte, den Betrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten und engagierte sich mit Reden („Bauernnot!“– auf dem Bauerntage 1928 in Fürstenfeldbruck) und 1929 mit Radiovorträgen für die Stellung der Landwirte.