Gustav Gerhard Georg Bruno Mautner Markhof / 22.5.1936 – 26.8.1993
Gustav II. war der älteste Sohn von Dipl.-Ing. Gustav I. und Christine „Christl“ Mautner Markhof (geb. Seeliger). Sein Taufpate war sein Cousin Gerhard. Seine Jugend verbrachte er in Heidelberg und in Schwechat, wo er mit seinen Eltern und Bruder Michael (*1950) am Brauereigelände wohnte. Bekannt dafür, alle Prüfungen ohne Mitschriften bestehen zu können, maturierte er 1954 mit Auszeichnung am Wiener Akademischen Gymnasium. Nach einem fünfjährigen Studium der Chemie an der Universität Wien, absolvierte er 1969 – 1970 das einjährige Program for Management Development (PMD) an der renommierten Harvard Business School.
Am 1.7.1967 ehelichte Gustav II. die Nuklearphysikerin und Politwissenschaftlerin Dr. Frances Margaret Coury, die er während ihres Fulbright Scholar-Doktoratstudiums in Wien kennengelernt hatte, in ihrer Heimatstadt Boston/Massachusetts. Seiner Familie stellte er Frances im Rahmen einer großen Feier im Palais Pallavicini vor. Ihre gemeinsame Tochter Mag. Diana Mautner Markhof LL.M., ist Rechtsanwältin und Journalistin. Mutter und Tochter leben seit dem frühen Tod von Gustav II. weiterhin in Wien.
Seine berufliche Laufbahn startete in den Vereinigten Presshefefabriken (1965 – 1970). Nach dem frühen Ableben seines Vaters folgte er diesem 1970 als Vorstand in die Brauerei Schwechat AG. Die von seinem Vater mit der Brau AG in Linz vorverhandelte Fusion, der man es verdankt, dass der Familie das Vermögen an den Brauerei Assets erhalten geblieben ist, wurde unter seiner Federführung weiter betrieben und im Jahr 1978 realisiert.
Nach der Fusion mit der Brau AG Gruppe und der nachfolgenden internen Umstrukturierung, wurde Gustav II. Mautner Markhof ab 1.7.1978 zu ihrem Vorstand bestellt, nachdem Manfred II. sich aus dieser Position zurückgezogen hatte. In den folgenden Jahren war er maßgeblich am Aufstieg der Gruppe zur größten Brauerei Österreichs mit über 50 % Marktanteil beteiligt. Er war über Jahrzehnte hinweg für den weltweiten Export der BBAG verantwortlich und trug zur rasanten Expansion des Bierriesen zur größten Brauerei in Zentraleuropa bei. Zudem führte er die Geschäftssparte AFG (alkoholfreien Getränke) im Brau AG/BBAG Konzern und hat zum Aufstieg der Marken Pago, Keli, Soma und Güssinger maßgeblich beigetragen. Wie schon sein Vater vor ihm, besaß er in Fragen der Markt- und Produktentwicklung internationalen Weitblick, sah Trends kommen und konnte auf sie frühzeitig reagieren und im Konzern umsetzen.
Leider konnte er aufgrund seines viel zu frühen Ablebens die spätere Fusion mit der Heineken Gruppe im Jahr 2003 nicht mehr erleben, jedoch fand sich in seiner Frau Frances eine würdige Vertreterin, die die Heineken-Verhandlungen innerhalb der Familienholding St. Georg Verwaltungs- und Beteiligungs AG in seinem Sinne erfolgreich zu Ende führte.
Im Laufe seiner erfolgreichen Karriere übernahm Gustav II. Mautner Markhof viele wichtige Funktionen innerhalb der Brauerei Gruppe, die meisten davon bis zu seinem Ableben:
- Vorstandsmitglied der BBAG / Österreichischen Brau-Beteiligungs-AG (ab 1991)
- Geschäftsführer der BBAG Management GmbH
- Geschäftsführer der Brauereien-Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H.
- Geschäftsführer der VBV Vereinigten Beteiligungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft m.b.H. der Brau Union Gruppe (ab 1977)
- Geschäftsführer der Printa Druckerei GesmbH
- Geschäftsführer der Lembacher Restaurationsbetriebe GesmbH
- Vorstandsmitglied des Markenartikelverbands
- Aufsichtsratsmitglied der Danzas AG
- Aufsichtsratsmitglied der Steirerbrau AG
- Aufsichtsratsmitglied der Reininghaus AG
- Geschäftsführer des Schwechater Hofs
- Geschäftsführer der Güssinger Mineralwasser Gesellschaft m.b.H. (ab 1979)
- Vorstandsmitglied der Brau AG (1978 – 1991)
- Vorsitzender des Vorstandes der Güssinger Mineralwasser AG (1976 – 1978)
- Vorstandsmitglied Güssinger Mineralwasser AG (bis 1976)
- Vizepräsident des Aufsichtsrates der Brauerei Schwechat AG (1974 – 1977)
- Geschäftsführer der SOMA Getränke Ges.m.b.H (1972 – 1978)
- Vorstandsmitglied der Brauerei Schwechat AG (1970 – 1974)
Auch hatte er nach dem Tod seines Vaters ab 1970 zeitlebens die Stellung als Oberhaupt des Familienzweiges „Gustav“ im sogenannten Viererzug inne und bekleidete folgende Positionen:
- Aufsichtsrat der Mautner Markhof AG teilweise in der Position des zweiten Vorsitzenden Stellvertreters des Aufsichtsrates
- Vorstandsmitglied der Mautner Markhof Nahrungs- u. Genußmittel Beteiligungs-AG
- Aufsichtsratsmitglied der Familienholding St. Georg Verwaltungs- und Beteiligungs AG
- Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinigten Hefefabriken Mautner Markhof & Wolfrum
- Vorstandsmitglied der Th. & G. Mautner Markhof AG
Er war ungemein musikalisch, spielte Klavier, war Opernenthusiast, las Libretti und begleitete bereits in jungen Jahren seine Mutter in die Wiener Staatsoper, wo er später selbst mehrere Abonnements besaß. Niemals versäumte der Kenner und Liebhaber auch nur eine Opernübertragung im Fernsehen. Sein Lieblingskomponist war Richard Wagner und so besuchte er mehrmals die Bayreuther Festspiele und war langjähriges Mitglied des Richard Wagner Vereins.
Seine zweite Leidenschaft galt dem Tennis. Er gründete am 18.7.1955, durch den Bau zweier Sandplätze auf dem nicht mehr benötigten Kohlenhof der Brauerei Schwechat, den Schwechater Tennisclubs (STC). Zuerst diente ein alter Eisenbahnwaggon als Garderobe, später ein kleines Holzhaus, 1959 kamen ein dritter und vierter Tennisplatz hinzu, und als 1960 die erste Tennishalle Österreichs (in einer von der Brauerei nicht mehr benötigten Leergebinde Halle) errichtet wurde, hatte der Obmann des STC Geschichte geschrieben. Der STC feierte mit Gustav II. große sportliche Erfolge. Nach zwei zweiten und einem dritten Platz, errang die Herrenmannschaft 1960 zum ersten Mal den Titel NÖ Landesmeister. 1963 wurde der Große Hallenpreis von Österreich vor Ort ausgetragen und dem Club gelang der Aufstieg in die Staatsliga. 1965 gewann der STC die Damen B-Liga und die Tennisanlage wurde um ein Clubhaus erweitert, dessen Planung und Zeichnung aus Gustavs Feder stammten. Nachdem der STC 1966 Österreichischer Staatsmeister wurde, konnte er diesen Titel auch von 1968 bis 1970 durchgehend für sich beanspruchen. 1970 kam eine zweite Halle hinzu und von 1973 bis 1981 wurden die österreichischen Hallenstaatsmeisterschaften im STC ausgerichteten.
Gustav II. Mautner Markhof gilt im Allgemeinen als Pionier des Tennissports und hat nicht nur als top Spieler, sondern auch als Funktionär (Präsident des Niederösterreichischen und Vizepräsident des Österreichischen Tennisverbandes) diese Sportart in Österreich maßgeblich beeinflusst. 1960 legte er die Oberschiedsrichter Prüfung des Österreichischen Tennisverbandes ab und übte, nach Beendigung seiner aktiven Karriere als Mannschaftsspieler, in den 1970er und 1980er Jahren die Funktion des Turnierleiters für seinen Club aus. 1981 erhielt er vom damaligen ÖTV Präsidenten, Dr. Theodor Zeh, einen Ehrenpreis für seine Verdienste im österreichischen Tennissport. Er war Vorstand des Panathlon Clubs und initiierte, angelehnt an den Davis Cup, den innovativen „Schwechater Cup“ (1959 – 1969). Nach fünfmaligem Sieg ging der von der Brauerei Schwechat gestiftete Wanderpokal in den Besitz des STC über. Seit seinem Ableben (1993) wird der Club von Gustavs Bruder Michael geführt, genießt einen ausgezeichneten Ruf und sorgt weiterhin für höchstes Niveau innerhalb der NÖ Tennis Landesliga.
Kurz vor seinem frühen Ableben wurde Gustav II. für seine Verdienste im österreichischen Sport im Rahmen einer feierlichen Zeremonie mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich geehrt und 1994, posthum, zum Ehrenpräsidenten des Niederösterreichischen Tennisverbandes ernannt.
Er förderte und unterstützte zeitlebens seine Mitmenschen und war ein großzügiger Mensch mit offenem Herzen. Sein früher Tod hat viele hart getroffen. Johannes Brandl, Vorstandsvorsitzenden der BBAG, im Vorwort zum BBAG Jahresbericht 1993: „Einen schmerzlichen Verlust mußte der Vorstand der BBAG hinnehmen. Der frühe Tod unseres Kollegen, Herrn Gustav Mautner Markhof, hat uns alle sehr getroffen. Wir vermissen ihn, wir haben ihn sehr geschätzt. Mit dem Ableben von Herrn Gustav Mautner Markhof hat unser Unternehmen einen großen Verlust erlitten. Mehr als 20 Jahre war er in verschiedenen leitenden Funktionen unserer Unternehmensgruppe tätig; zuletzt als Vorstandsmitglied unserer Gesellschaft. Wir haben im beruflich und menschlich viel zu verdanken.“ Gustav II. wurde im Familiengrab Wien Stammersdorf beigesetzt.