Theresia Friederica Mautner / 4.5.1832 – 20.3.1926
Geboren in Smiřice/Nordböhmen heiratete sie am 27. Juni 1850 Johann Peter von Reininghaus, welcher 1818 in der Isenburg, einem Bauerngut in Westfalen, zur Welt gekommen war. Die dazugehörende Branntweinbrennerei und deren gärende Inhalte weckten früh das Interesse des Knaben für Hefe, einem damals seltenen Artikel, von Bäckern gesucht und gut bezahlt. Er studierte in Berlin, arbeitete dort und in Breslau und trat dann in Wien in die Dienste von Adolf lgnaz. 1857 gelang beiden gemeinsam die systematische Erzeugung der allen Anforderungen entsprechenden Presshefe.
Bereits 1853 kauften Peter Reininghaus, seine Frau Therese und sein jüngerer Bruder Julius (er heiratete Thereses Schwester Emilie) eine kleine Brauerei auf dem Steinfeld, unweit von Graz. Noch im selben Jahr wurde die Firma „Brüder Reininghaus“ gegründet, die erste dampfbetriebene Brauerei der Steiermark. Man ließ Arbeiterhäuser bauen, einen Kanal zur Mur anlegen und die Fabrik elektrisch beleuchten. 1883 zeigte sich Kaiser Franz Joseph vom Großbetrieb, dessen Bier von Griechenland, Ägypten, Ostindien und Sansibar bis nach Südamerika exportiert wurde, so beeindruckt, dass er das Familienoberhaupt Johann Peter Reininghaus (er errichtete auch die erste steirische Spiritus- und Presshefefabrik) in den erblichen Adelsstand erhob. Bis zum Jahr 1900 waren die Reininghaus Gründe 25 Mal so groß wie ursprünglich und gehörten schlagartig zu den größten Betrieben Österreichs. Nach dem Vorbild Adolf Ignaz´ wurde eine Altersvorsorge für die knapp 700 Arbeiter eingerichtet, Wohnungen, ein Werkspital und ein Sportplatz wurden zur Verfügung gestellt.
Mautner Markhof und Reininghaus hatten sich auf den Semmering als Absatzgrenze geeinigt, bis in die 1970er Jahre wurde aus der Steiermark nur Gösser und Puntigamer Bier in den Osten geliefert. Trotzdem gab es zwischen den verwandten Familien über die Jahre hinweg auch eine ganze Reihe von Prozessen und Streitigkeiten. Es begann damit, dass die Familie Reininghaus Anspruch auf einen Anteil der Brauerei St. Marx forderte, und setzte sich 50 Jahre später mit der Frage fort, wer nun der wirkliche Erfinder der Kunsthefe gewesen sei. Im Jahr 1909 behauptete Friedrich, ein Neffe der Brüder Reininghaus, dass er von Adolf Ignaz und seinem Onkel Johann Reininghaus um sein Erbteil geprellt worden sei und klagte fünf Mitglieder der Familie Mautner Markhof, darunter die Enkel von Adolf Ignaz, Victor und Georg II. auf eine nachträgliche Zahlung von eineinhalb Millionen Kronen. Die beiden Cousins konterten bei diesem Prozess, dass es sehr wohl eine Abschlagszahlung von einer Million Gulden im Jahr 1889 gegeben hätte. Unregelmäßigkeiten in den Erbzahlungen konnten nicht bewiesen werden und so wies der Oberste Gerichtshof schließlich die Klagen von Friedrich von Reininghaus ab, was diesem wegen der langen Prozessdauer ein Vermögen gekostet hatte.
1901, nach dem Tod ihres Mannes, musste Therese die Brauerei übernehmen, da sie von ihm als Alleinerbin eingesetzt worden war, obwohl sie wie ihre Eltern zehn Kinder, darunter auch drei Söhne geboren hatte. Der als Erbe vorgesehene Sohn Gustav war 32-jährig gestorben, seine einzige Tochter Emilie (Emmy) heiratete 1900 Georg II. Mautner Markhof. Obwohl sie selbst nie operativ ins Betriebsgeschehen eingegriffen hatte, sicherte sie durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und die Wahl der richtigen Männer für die Unternehmensführung (darunter auch ihr Schwiegersohn) das Bestehen dieser großen Brauerei. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste die Familie Reininghaus auswandern. Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil verlegten sie die Bierproduktion nach Puntigam. Trotz des Umzugs der Produktion hielt die Familie weiterhin an den meist brachliegenden Reininghaus Feldern fest. Die Geschicke der Brauerei wurden noch bis in die 1980er Jahre von ihren Nachkommen bestimmt.
Auch Therese selbst war sozial sehr aktiv. Sie gründete in Graz eine Stiftung für Witwen und Waisen, engagierte sich für Mädchenschulen und die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium, beteiligte sich an der Gründung der Grazer Tramway Gesellschaft, am Elektrizitätswerk in Lebring und am Bau der Schlossbergbahn. Sie wohnte im steirischen Ort Thal, wo sie mit ihrem Mann das Schloss Hardt erworben und renoviert hatte.
Therese und Peter hatten ebenfalls zehn Kinder, 29 Enkel und 72 Urenkel. Ihre Nachkommen leben nun verstreut in Europa, Nord- und Südamerika sowie Afrika.
Von den und für die Nachkommen von Therese & Johann Peter von Reininghaus