Adolf Ignaz Maunter & Sohn und die Wiener Weltausstellung 1873
Nach den Expositionen in London (1851, 1862) und Paris (1855, 1867) war die Wiener Weltausstellung die erste, die im deutschen Sprachraum stattfand. Nach zwei gescheiterten Anläufen 1863 bzw. 1866 waren erst Ende der 1860er Jahre die nötigen Voraussetzungen dafür gegeben. Die liberale Regierung sah in der Weltausstellung eine geeignete Möglichkeit, ihre wirtschaftspolitischen Erfolge zu feiern, denn nicht nur die, nach dem Ausgleich mit Ungarn 1867 einsetzende Hochkonjunktur, die mit der Gründung zahlreicher Unternehmen, Banken, Versicherungen und Baugesellschaften einherging, sondern auch die Rekordernten der Jahre 1867 und 1868 boten ideale Bedingungen. Mit dem Ansporn, alle bisherigen Weltausstellungen an Pracht und Größe zu überbieten, rüstete sich Wien für das Großereignis des Jahres 1873 und am 1. Mai öffnete sie ihre Pforten für die kommenden sechs Monate. Sie war Schauspiel einer gigantischen internationalen Leistungsschau, übertraf alle ihre Vorgängerinnen bei Weitem – sowohl an Fläche als auch Exponaten – und hat maßgeblich zum Aufstieg Wiens zur Weltstadt beigetragen.
Auch für das Stadtbild hatte sie weitreichende Folgen, denn städtebauliche und verkehrstechnische Maßnahmen waren notwendig, um die Abhaltung überhaupt erst zu ermöglichen. In der Aufbruchstimmung der Gründerzeit stand die Umgestaltung zur modernen Weltstadt im Zentrum der Planungen. Das Abtragen der alten Festungsanlagen, der Bau der Ringstraße, der Zusammenschluss der inneren Stadt mit den Vorstädten, die Donauregulierung und die Umgestaltung des Praters gehörten ebenso dazu, wie die Erweiterung und Modernisierung des Straßen- und Schienennetzes oder die Errichtung von Spitälern. Freilich waren die Arbeiten am Tag der Eröffnung noch lange nicht abgeschlossen, die Stadt glich einer Großbaustelle.
Die Firma Adolf Ignaz Mautner & Sohn war mit einem eigenen, von Eduard Kuschee gestalteten Ausstellungspavillon präsent, der als „Bierkost“ bezeichnet wurde und sich in unmittelbarer Nähe seines Konkurrenten Dreher, nur getrennt durch den Pavillon der Herzöge von Coburg-Gotha zwischen der Nordostecke der Rotunde und der großen Maschinenhalle befand. Der quadratische Baukörper, flankiert von Ecktürmen, saß auf einem erhöhten Plateau und war von allen vier Seiten durch eine Freitreppe zugänglich. Der Mittelteil des Pavillons war zurückgesetzt und durch hohe Bogenfenster und die Türöffnung gegliedert. Eine Rundkuppel sowie reicher Bauschmuck unterstrichen die Bedeutung des Gebäudes bzw. des renommierten Unternehmens. So präsentierte die Familie die Rohstoffe für ihre Bier- und Hefeerzeugung in einem der graziösesten und geschmacksvollsten Bauten auf der Wiener Rotunde, dessen hohe Glasfenster das Innere völlig erschlossen. Plakate künden den beliebten „Märzenquell“ an, doch auch, dass man an den Tischen mitgebrachte Speisen verzehren konnte, wofür allerdings 25 Kreuzer „Stoppelgeld“ einkassiert wurden. Neben Spiritus, Presshefe und Malz wurden auch neue Herstellungsmethoden von ober- und untergärigem Bier gezeigt. Ebenso waren alle Anerkennungsdiplome für ihre Hefe ausgestellt, unter anderen von 19 russischen Städten, inklusive St. Petersburg und Moskau. Da die Mautner Hefe im Zarenreich trotz extremer Kälte und Hitze verwendet werden konnte, hatte es schon bei der Weltausstellung 1862 in London viel Lob gegeben. Das Unternehmen wurde mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet und – die noch größere Anerkennung für Adolf Ignaz – der Kaiser selbst besuchte am 8. Juli seinen Pavillon, um sich höchstpersönlich über die Errungenschaften informieren zu können. Franz Joseph fand sein Bier so gut, dass es bei einer folgenden Veranstaltung exklusiv serviert wurde: Seine Majestät geruhten sich Herrn von Mautner, dessen Sohn Carl Ferdinand, der den Betrieb der Fabriken leitet, und den Architekten vorstellen zu lassen und würdigte alle Ausstellungsobjekte einer detaillierten und eingehenden Besichtigung.
Adolf Ignaz selbst arbeitete täglich zwanzig und schlief nur vier Stunden und war laut einem Chronisten außer seiner geschäftlichen Tüchtigkeit und der unendlichen Güte seines Herzens auch noch mit einer Bescheidenheit ausgezeichnet, die wohl seinesgleichen sucht.