Gedanken und Gedichte von Johann Peter von Reininghaus
Johann Peter und Therese von Reininghaus waren nicht nur Kenner und Förderer des künstlerischen Schaffens ihrer Zeit (Peter Rosegger verdankte ihnen seinen Werdegang und Aufstieg) und luden zu musikalischen und literarischen Veranstaltungen ein, sondern auch Johann Peter selbst drückte sich immer wieder in eigenen Gedichten aus. Die folgenden Werke stammen aus seinem letzten Lebensabschnitt.
Es starren die Bergriesen hinab in den dunklen See,
dort lieget auf blumiger Wiese das Kloster St. Bartolomé.
Es athmet so friedliche Ruhe, dies lieblich erhabene Bild,
so wird auch mit Ruhe und Frieden die menschliche Brust hier erfüllt.
Die Natur, so groß und gewaltig, der Mensch nur so wunderlich klein.
Und doch kann in seinem Herzen eine Welt wol verborgen sein.
Gedenkest Du, wie einstens vor Jahren
an jenem tiefdunklen See,
so innig und glücklich wir waren?
Auf der Wiese von Bartolomé.
Dies Glück blieb uns lang und die Freude,
dann kam auch der bittere Schmerz*.
Und alles das mußte ertragen
das große, das kleine Herz.
Ein Schleier, er sei nun gewoben, aus Wehmut und Liebe und Lust.
Und dieser soll leise bedecken die Trauer in unserer Brust.
Erinnerung aus alten Zeiten, was ziehst du durch Herz mir und Sinn?
Ich weiß wo was sie soll bedeuten, daß glücklich ich war und noch bin.
Im Herzen lebst Du meine Liebe,
drum pflück ich den Blumenstrauß hier.
Auf blumiger stiller Wiese, wo einst ich so glücklich mit Dir!
* Tode des ältesten Sohnes Gustav 1883 / geschrieben am Königssee, Juli 1886
Geist allein ist Starrheit
Herz allein ist Narrheit.
Wohl dem, der gern mag fabulieren, in schön´ren Spähren sich verlieren.
Entflieh dem bösen Streit der Welt, wo Herz und Geist sich nicht gesellt.
Ich halte fest am Traum der Jugend, er ist ein fester Schirm der Tugend.
Erst besser werden wird die Welt, wenn Herz und Geist sich treu gesellt.
Geist allein ist Starrheit, Herz allein ist Narrheit.
Geist und Herz vereint ist göttlich – das ist Wahrheit!
geschrieben 12. März 1895
Stürme kämpfen mit den Stürmen, Wogen sich auf Wogen türmen.
Auf das erregte Menschenmeer blickt das Auge ahnungsschwer.
Gift´ge Dünste überall wehen, Brüder sich als Brüder schmähen.
Was man als erhaben preist, wo ist des großen Gottes Geist?
Verschwunden scheint er von der Erden, nimmer soll es Frieden werden.
O preiset nicht das Menschenthum – nur Lüge ist´s – kein Heiligthum.
In der grauen Himmelsferne glänzen hell und schön die Sterne,
doch auf Erden seh ich nur der Menschen Schlamm und Unnatur.
Ach was helfen alle Klagen, ich hab´ auch genug getragen.
O´ komme einmal noch hervor
Du guter alter Freund – Humor!
geschrieben im Dezember 1895
Das Leben ein Traum
Jawohl! Ein Traum ist nur das Leben.
Wie alles, was es einst geboten hat.
Doch muß dem Augenblick sein Recht man geben,
dann wird der Traum zum Leben und zur That!
Der Augenblick, er ist das Leben.
Vergangenheit, sie ist der Traum.
Drum wollen fröhlich wir die Ehre geben –
dem Jetzt, o Freund! Ein nasser edler Schaum.
Wenn auch das Jetzt wie Schaum verschwindet,
es bleibt uns der Erinnerungstraum.
Und wie der Sternenhimmel nie erblindet,
währt Lieb und Freundschaft in den ew´gen Baum.
Der Traum ein Leben
Erstarret lag die Erde, in tiefem Winterschlaf.
Der Frühling sprach „Es werde“!
Da wachte alles auf.
Es kam die liebe Sonne, sie sandte lauen Wind.
Und alles schwelgt in Wonne, Natur und Menschenkind.
So liegt des Mannes Wesen erstarret in der Brust,
bis daß der Frauen Schöne es weckt zur That und Lust.
Die Frauen sind die Sonne, ihr Lächeln – Frühlingswehn.
Das ist der Schöpfungszauber, er heißet: Auferstehn!
So wird der Traum zum Leben durch edler Frauen Macht.
Drum sei in Dank und Jubel den Holden – „Hoch“ gebracht!