Kapelle zur „Heiligen Elisabeth“ / Spitalskapelle des ehemaligen Mautner Markhof´schen Kinderspitals
Der ehemalige Verwaltungsdirektor des Mautner Markhof’schen Kinderspitals, Oberamtsrat Franz Kornzak, betreibt seit seinem Pensionsantritt Nachforschungen in der langen Geschichte des Spitals und hat vor einigen Monaten begonnen, seine Ergebnisse in einem Buch zusammenzufassen. Aus seinen Arbeiten hat er Auszüge die Spitalskapelle betreffend zur Verfügung gestellt:
1889 beschloß Carl Ferdinand Mautner Ritter von Markhof im eigenen und im Namen seiner Gemahlin Editha, geborener Freiin von Sunstenau, auf den Gründen des Spitals in einem Abstand von 13 Metern von der Nordostfront des bestehenden Spitalgebäudes einen ebenerdigen Isolierpavillon für an Scharlach erkrankte Kinder und nordöstlich von diesem eine Kapelle zu erbauen. Der Isolierpavillon wurde nach den modifizierten Plänen des Hofrates Prof. Franz Ritter von Gruber fertiggestellt. Die Kapelle wurde nach den Plänen des Architekten Baron von Wieser mit einem Kostenaufwand von 27.372 Gulden erbaut und mit einem solchen von 3.135 Gulden eingerichtet. Die von Carl Ferdinand zuzüglich übernommenen Gebühren, Schenkungen und Widmungen machten einen Gesamtbetrag von 120.663 Gulden aus. Carl Ferdinand erbaute mit der Elisabethkapelle eine Gedenkstätte für seine Eltern und sich selbst. Das rechte Glasfenster zeigt die Portraits seiner Eltern und die Inschriften „Adolf Ignaz Mautner Ritter von Markhof, Bürger und Ehrenbürger von Wien, 1801 – 1889“ und „Julie Marzeline Mautner von Markhof, Ehrenbürgerin von Baden, 1812 – 1887“, die Namenspatrone St. Adolph und St. Julia und das Familienwappen mit dem Wahlspruch „Fleiß und Wille“. Über dem Fenster befindet sich aus Stuck im Übergang zur Decke ebenfalls das Familienwappen. Im linken Glasfenster befindet sich das Portrait von Carl Ferdinand. Die Inschrift darunter lautet: „Erbaut und gestiftet von Carl Ferdinand Mautner Ritter von Markhof und seiner Frau Editha“. Der Oberteil zeigt die Namenspatrone St. Editha und St. Carolus Bor. Die Jahreszahl 1891 weist auf das Jahr der Errichtung der Kapelle hin. Über dem Fenster befindet sich das Wappen der Familie Sunstenau von Schützenthal, einer österreichischen Offiziersfamilie: Ein Schütze mit Pfeil und Bogen, Schwert, Federhelm und Rüstung. Editha, geborene Freiin von Sunstenau, die zweite Frau von Carl Ferdinand, ist nicht dargestellt, obwohl ihre Namenspatronin, das Wappen der Familie Sunstenau und ihre Nennung als Miterbauerin und Stifterin vorhanden sind. Wo der Platz für ihr Bild gewesen wäre, ist zu lesen „In Gottes Furcht“. Auch in der Widmungsurkunde vom 12. Oktober 1891 ist Editha uneingeschränkt angeführt. Was die Ursache dafür war, läßt sich aus heutiger Sicht nicht mehr feststellen. Die offizielle Begründung für die Errichtung der Kapelle war, daß die geistlichen Schwestern des Kinderspitals, um einer heiligen Messe beiwohnen zu können, eine entfernte Kirche aufsuchen mußten, was durch ihre pflegerischen Verpflichtungen fast nicht möglich war. Carl Ferdinand erfüllte mit dem Kapellenbau ein dringendes Bedürfnis der Ordensschwestern. Die Kapelle befindet sich mit dem Haupteingang direkt in der Kleingasse in Wien III; man muß daher für den Besuch der Kapelle das Spitalsareal nicht betreten. Nicht nur die Pflegeschwestern, sondern auch die überwiegend arme Bevölkerung der Umgebung hatten nun „ihre eigene Kirche“. Carl Ferdinand zeigte somit als Industrieller, daß er auch „ein Herz für die kleinen Leute von der Straße“ hatte.
Die kleine Kirche weist eine deutliche Ähnlichkeit mit der ehemaligen Markuskapelle im Brauereigelände St. Marx auf, die dort 1858 im Rahmen von Umbauarbeiten abgerissen werden musste (sie war davor bereits seit 1784 entweiht gewesen). Da sie im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden war, kümmerte sich die Familie Mautner Markhof 1951 um ihre Wiederherstellung und besorgte auch eine neue Glocke, da die ursprüngliche 1941 eingeschmolzen worden war. 1966, als die Gemeinde Wien weitere umfangreiche Restaurierungskosten investieren musste, hatte sie nur der Denkmalschutz vor dem Abriss bewahrt. Neben der Elisabeth-Kapelle, die sich heute in unmittelbarer Nähe eines U-Bahnausganges der Station Schlachthausgasse befindet, befand sich einige Jahre ein Sezier- und Totenraum. An ihrer Außenwand sind noch einige Erinnerungstafeln an das Mautner Markhof´sche Kinderspital angebracht.
Verfasst von Marcus Mautner Markhof