Nobilitierung von Adolf Ignaz Mautner
Adolf Ignaz´ Antrag zur Nobilitierung – von ihm persönlich verfasst – ist uns original handschriftlich erhalten.
Hohes k. k. Ministerium des Inneren!
Adolf Ignaz Mautner, Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Classe und des Franz Josefs Ordens, wohnhaft in Wien, Stadt, Franziskanerplatz No.1, bittet um Verleihung des österreichischen Ritterstandes auf Grund der Statuten des kaiserlich österreichischen Ordens der eisernen Krone.
Mit allerhöchster Entschließung dto 19. April 1872 wurde mir für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiete mit Diplom vom selben Datum der Orden der eisernen Krone III. Classe verliehen. Nachdem laut Artikel XXI der Statuten des Ordens der eisernen Krone dem Ritter III. Classe dieses Ordens gestattet ist, die Allerhöchste Verleihung des Ritterstandes für sich und seine Nachkommen zu erbitten, so stelle unter Anschluss meines kurzen Lebenslaufes die ergebene Bitte:
Das hohe k. k. Ministerium des Inneren solle für mich und meine ehelichen Nachkommen bei seiner Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät die Allergnädigste Verleihung des österreichischen Ritterstandes und des Prädicates „von Markhof**“ sowie der Führung des beiliegend abgebildeten und beschriebenen Wappens gnädigst erwirken.
Wien, am 4. Mai 1872
Adolf Ignaz Mautner
Adolf Ignaz Mautner, zu Smirice in Böhmen am 26ten October* 1801 geboren, widmete sich dem Geschäfte der Landwirtschaft und Bierbrauerei, anfangs als Pächter der landesherrschaftlichen Betriebe und der Brauerei der Cameral Herrschaft Smiric, dann von 1840 bis 1857 als Pächter und seither als Eigentümer der Brauerei und der Spiritus und Presshefe Fabrik zu St. Marx in Wien. Durch unermüdlichen Eifer gelang es ihm erstaunliche Verbesserungen und Erfindungen in der Bierwürzung und Presshefefabrikation zu erreichen, so daß das Fabriksetablissement zu St. Marx unter ihm zu einem der blühendsten der Monarchie angehoben wurde.
In Anbetracht der Qualität seiner Erzeugnisse wurde ihm nebst vieler Medaillen von Weltausstellungen auch die große goldene Medaille des n. ö. Gewerbevereins und der ausgeschriebene Preis der Wiener Bäcker Innung verliehen. Die Qualitätsvorzüge führten zu einem solchen Absatz im In- und Ausland, daß er zwei Filialfabriken zu Simmering und Göding gründen konnte.
Außerdem betreibt derselbe ein Kupferbergwerk zu Fergove in der Militärgrenze und ist es ihm auch hier gelungen, einen seit Jahrzehnten verfallenen Blei- und Silberabbau wieder ins Leben zurückzurufen. Weiters errichtete er eine Flachsspinnerei zu Troppau, die ein blühender Betrieb ist.
Aber nicht nur industriellen, sondern auch patriotischen und humanitären Zwecken hat er sich gern gewidmet.
Im Jahr 1848 war sein Haus Zufluchtstätte vieler durch die Zeitverhältnisse bedrängter Familien; er sorgte für die Verpflegung des k. k. Militärs, trug viel zur Beruhigung der Gemüther und insbesondere auch zur Erhaltung des St. Marxer Bürgerspitals vor Brandschäden während der Beschießung des Liniengebäudes bei, wofür ihm schriftliche Anerkennungen der k. k. und Communalbehörden und sogar das Glück zu Teil wurde, im Juni 1849 von seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät in Gegenwart vieler hunderter Personen belobt zu werden.
In den Kriegsjahren 1859, 1864 und 1866 wurden in seinen Fabriken Militärspitäler errichtet, wo zahlreiche Verwundete unentgeltlich die sorgfältige ärztliche und sonstige Verpflegung fanden.
In humanitärer Beziehung sei erwähnt, daß er im Jahr 1862 sein Vaterhaus in Smirice, welches dem Cameral-Ärar gehörte, angekauft, umgebaut und für arme Familien eingerichtet und mit einem Erhaltungsfonds versehen hat. Dieser Stiftung schließen sich an eine zu Baden für arme Schulkinder und eine andere für kranke Arbeiter zu St. Marx. Ferner der Beitritt als Stifter des Kronprinz Rudolfshofes, der Erzherzog Albrecht- und der Franz Josefs-Stiftung sowie die Mitgründerschaft der Wiener Handelsakademie und die Errichtung und Erhaltung einer Schule für die Kinder seiner Bergleute zu Fergova.
Durch eine Reihe von Jahren hat er in der Gemeinde Landstraße als Armenvater und Orts-Schulaufseher gewirkt und wurde hiefür vom Wiener Gemeinderat mit der großen goldenen Salvator-Medaille ausgezeichnet.
Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser haben geruht, ihm für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiet im Jahre 1867 das Ritterkreuz Allerhöchst Seines Franz Josefs Ordens und mit allerhöchster Entschließung vom 19. April 1872 den Orden der eisernen Krone III. Classe allergnädigst zu verleihen.
Adolf Ignaz Mautner
*siehe Geburtsdatum Adolf Ignaz
Die Übertragung aus der Kurrentschrift von Alfred Paleczny
**Adolf Ignaz verfügte als Brauereibesitzer nicht über eine klassische „Herrschaft“. Aus der Region St. Markus, auf der sich sein Sitz, die Brauerei befand, wurde im Volksmund St. Marx. Das Wohngebäude im Hof war also korrekter Weise der St. Markus Hof = Markushof = zwecks Aussprache der Markhof.