Als Adolf Ignaz Mautner Smirice verließ, befand sich Europa bereits im Umbruch. Für noch lange Zeit würde Friede herrschen, die Künste erlebten neue Blüte, das Industriezeitalter hatte längst begonnen. Je stärker jedoch die Industrialisierung fortschritt, desto brennender wurden die sozialen Probleme, da selbst der Staat vom aufkommenden Elend überrascht wurde und nur langsam vermochte die Auswirkungen der industriellen Revolution zu begreifen. Die traditionelle Versorgung innerhalb der Großfamilie geriet ins Wanken, immer mehr Menschen strömten in die Stadt, das Überangebot an Arbeitskräften führte wiederum zu einem furchtbaren Mangel an Wohnungen, die Mietpreise stiegen ins Gigantische. Hunderttausende Arbeiter in Europa sind dankbar, wenn sie als „Bettgeher“ einen Schlafplatz finden. Den meisten Männern der ersten Unternehmergeneration war soziales Denken völlig fremd, meist schon brutal wurde die Notlage der Menschen ausgenützt, Schutzbestimmungen für arbeitende Menschen gibt es so gut wie keine.
So wuchs auch Wien innerhalb nur weniger Jahrzehnte zu einer Millionenstadt an – nicht zuletzt darin lag ja der Grund für den plötzlich gesteigerten Bierabsatz dieses Jahrhunderts. Doch das soziale Elend machte letztlich auch vor den Brauern nicht Halt, die davor zu den eher privilegierten Gruppen unter den Handwerkern gehörten. Im Jahre 1871 gab es in Wien und Umgebung 22 Brauereien, in denen rund 4000 Brauergehilfen beschäftigt waren. Diese große Zahl erklärt sich dadurch, dass die maschinellen Einrichtungen noch äußerst primitiv waren und ungelernte Hilfsarbeiter nicht beschäftigt wurden. Alle Arbeiten, mit Ausnahme der Kutscher und Maschinenbedienung, wurden von Brauern und Bindern geleistet.
Im Fassbindergewerbe wurde durchschnittlich 15 Stunden täglich gearbeitet – eine Arbeitszeit, die nur durch kurze Essenspausen unterbrochen war. Kost und Quartier war Aufgabe des Meisters, Essensqualität Aufgabe der Meisterin. Im Schlafraum standen die Betten in drei bis vier Etagen und es wimmelte nur so vor Ungeziefer. Dies war auch der Grund, warum die Gehilfen es in den Sommermonaten vorzogen unter freiem Himmel zu schlafen. Ihr Wochenlohn betrug zwischen 2 Gulden 50 Kreuzer bis 7 Gulden für die bestqualifizierten Arbeiter. Infolge der langen Arbeitszeit und der Wohnung beim Meister waren die Gehilfen von der Außenwelt abgeschnitten. Die meisten fühlten sich in den Verhältnissen wohl, und hatten keine Ambition selbst auch nur das geringste am Althergebrachten zu ändern. Schließlich gab der Brauerstreik 1871 Anstoß zu einer intensiven Bewegung der Fassbinder, woraufhin sie im Juni die Arbeit niederlegten und folgende Forderungen stellten: Einführung der Akkordarbeitszeit, Verkürzung der Arbeitszeit auf 11 Stunden täglich mit drei Pausen. Lohnforderungen wurden keine gestellt, denn man erhoffte sich bessere Verdienstmöglichkeiten durch Akkordarbeit, die gerne bewilligt wurde, da sie dem Meister reichlich Gewinn brachte – die Gesellen spornten sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Es blieb weiterhin bei 13 – 14 Stunden Arbeit, den verwanzten Betten und der kargen Kost. Da jedoch jeder die Möglichkeit sah im Akkord (unter unmenschlicher Plackerei), wenn er fähig war die meisten Fässer herzustellen, einige Gulden mehr zu verdienen, dachte niemand mehr an weitere Verbesserung. Körperlich schwächere Arbeiter wurden nun nur noch umso mehr missachtet, die Meister schürten Hochmut einerseits und Neid andererseits, ein System der sozialen Uneinigkeit entstand. Durch die Hochkonjunktur wurden viele Bindergehilfen in Brauereien, Spiritusfabriken und Weinhandlungen beschäftigt und waren Gegenstand des Spottes und der Verachtung für die dortigen Werkstattgehilfen. Man nannte sie einfach nur Hausknechte. Auf all diese Umstände ist es zurückzuführen, dass die Fassbindergehilfen keine Organisation hatten, nicht einmal den Versuch starteten sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren, und gezwungen waren unter miserablen Verhältnissen zu leben und zu arbeiten. Mit der Entwicklung neuer Produktionsweisen und der Rückständigkeit der Meister wurde die Konkurrenz mit der Zeit immer spürbarer, Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit waren die Folge.
Was die Brauer betraf, so war die Arbeitszeit mit 365 Tagen im Jahr unbegrenzt, Sonn- und Feiertagsruhe waren gänzlich unbekannte Begriffe. Dafür gab es Freibier im Überfluss, was zur Folge hatte, dass so mancher Arbeiter aus dem Alkohol-Dusel nicht mehr herausfand. Die mit Ungeziefer, Mäusen und Ratten bevölkerten Schlafräume hatten Betten in zwei bis drei Etagen geschlichtet (sogenannte Himmelbetten), sodass es bei dem vielen Biergenuss nicht selten vorkam, dass der in der unteren Etage Schlafende in der Nacht plötzlich einen „Regen“ verspürte. Von der schweren, lang andauernden Arbeit todmüde und vom vielen Biertrinken berauscht, fielen sie irgendwann, meistens in Kleidern und Stiefel auf die Liegestatt, um schon nach wenigen Stunden vom Vize brutal geweckt zu werden. Schimpfworte und Schläge waren an der Tagesordnung, denn das System sah vor, dass der nicht der Fähigste zum Vorderburschen bestimmt wurde, sondern der körperlich Stärkste. Aufgrund der daraus resultierenden inkompetenten Führung mussten sich alle mehr als notwendig plagen, sanitäre Missstände und der permanente Alkoholkonsum leisteten das Übrige, sodass junge kräftige Männer in nur kurzer Zeit dahingerafft wurden. Krankenversicherung gab es keine, die Brauherren zahlten an das Spital der Barmherzigen Brüder eine Pauschale; 80 – 100 Mann lagen dort jahrein, jahraus und wurden zur ewigen Ruhe getragen. Die Verhältnisse erlaubten es keinem zu heiraten, es war beinahe unmöglich eine Familie zu gründen. Diesem Umstand ist es auch zuzuschreiben, dass viele Geschlechtskrank wurden und sich auf diese Art den Todeskeim holten. Nichts desto trotz waren die Brauer, im Gegensatz zu den Fassbindern, von einem starken Zunftgeist durchdrungen, der seinesgleichen suchte.
Eine bemerkenswerte Einrichtung war das Vazierandentum, nichts Vergleichbares findet man in einer anderen Industrie. Jede Brauerei hatte eine Anzahl Brauer, die nur Bier und Schlafstelle, jedoch keinen Lohn bekamen. Wollte sich nun ein mit Lohn angestellter Brauer für einige Stunden freimachen, so war er gezwungen auf einen der Vazierenden zurückzugreifen und ihn selbst dafür zu bezahlen.
Nicht zu beneiden waren damals auch die Bierkutscher. Nicht nur mussten sie den voll beladenen Wagen souverän lenken, sondern auch mit den schweren Fässern beim Auf- und Abladen herumhantieren. Besonders zur Winterzeit, wenn sie bei eisiger Kälte weite Strecken auf holpriger Straße zurücklegen mussten, war ihr einziger Schutz die sogenannten „Bierkutscherstiefel“, klobige Fußwärmer aus geflochtenen Strohmatten.
Abschaffung des Begriffes „Knecht“
Schon die Benennung der Arbeiter in den Brauereien deutete auf eine menschenunwürdige Lage und Behandlung hin. Adolf Ignaz, der sowohl stets ein offenes Auge und einen zur Hilfe geneigten Sinn für die mannigfachen sozialen Missstände seiner Zeit, als auch Dankbarkeit für geleistete Dienste hatte war es, der ihre Bezeichnungen für schändlich empfand und eine eigene Nomenklatur ausarbeitete. Diese unterbreitete er der politischen Behörde, die sie annahm und definitiv einführte. Braubursche, Braugeselle, Brauführer, Obermälzer, Biersieder und wie sie alle heißen verdanken ihm alleine ihre Benennung. Bis zur Einführung seiner Nomenklatur hießen sie alle ausnahmslos „Knechte“, kurze Zeit darauf wird die Bezeichnung in allen österreichischen Brauereien für immer abgeschafft.
Krankenpflege und Altenversorgung
Zur Popularität, die er auf diese Weise schon bald nach seinem Eintreffen in Wien erlangt hatte, trug nicht zuletzt auch die unablässige Sorge um das Wohlergehen seiner Arbeiter bei. Von Beginn an wurden Einrichtungen für die Krankenpflege und Altenversorgung, für Quartier und Verpflegung ins Leben gerufen. Anfangs natürlich in bescheidenem Maße, mit der Zeit und den wachsenden finanziellen Ressourcen jedoch in einer umfangreichen und allen Erfordernissen entsprechenden Dimension. In Krankenständen wurde bis zu drei Monaten der Krankheitsdauer der volle Lohn nebst Arztkosten und Arzneimittel bezahlt. Arbeiter mit geschwächter Gesundheit wurden mit vollen Bezügen zur Erholung in Bäder oder aufs Land geschickt. Witwen und Waisen erhielten im Bedarfsfall ausreichend Unterstützungsgelder – eine obligatorische Lebensversicherung war Teil davon.
Unterkunft und Obdach
War der Begriff „Dienstwohnung“ in jenen Zeiten noch nicht geprägt, so erbaute Adolf Ignaz bereits ein Arbeiterzinshaus für zwölf Familien, jeweils mit Zimmer, Küche und Kabinett, und stellte es seinen Leuten zum Maximalbeitrag von 60 Gulden/Monat – je nach Einkommenslage bis hin zur Zinsfreiheit – zur Verfügung. Auch gehen die Gründung eines Arbeiter-Asyls und eines Invalidenbaues auf das Konto seines visionären sozialen Engagements.
Gewinnbeteiligung
Vor allem im Kontext der Zeit und der herrschenden Umstände war die Gewährung einer prozentuellen Gewinnbeteiligung nicht nur ein sozialer, sondern gleichfalls revolutionärer Akt.
Wie sehr Adolf Ignaz in späteren Tagen um das Wohl seiner Arbeiter besorgt gewesen ist, ist allbekannt. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass er dies schon zu einer Zeit getan hatte, als er noch in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Dennoch trug er auch damals schon in allererster Linie für seine Arbeiter Sorge, indem er, als er die Brauerei in Smirice nur als Pächter betrieb, für alle länger bei ihm Beschäftigten Einlagen für deren Alter in die allgemeine Versorgungsanstalt machte. Ebenfalls charakteristisch für ihn ist, dass er noch in seinen letzten Lebensjahren eifrigst Nachforschungen anstellte, um in Erfahrung zu bringen, ob nicht etwa irgendeiner seiner ehemals in Böhmen Bediensteten der Hilfe bedürftig sei. Ihm war es einfach eine Herzensangelegenheit Unterstützung zu gewähren, er wollte dabei auch überraschen und Freude bereiten. Ganze Tage verbrachte er damit, ihm nahestehenden oder auch nur entfernt mit ihm in Berührung gekommenen Personen Kleidungsstücke und sonstige Gegenstände zu senden, in denen er auch größere Geldbeträge versteckte.
*
Den Adel im Herzen
Freitod von Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinDer Freitod Carl Ferdinands erregte naturgemäß größtes Aufsehen und wurde – damals nicht anders als heute – in verschiedenen Medien auf unterschiedliche Art und Weise kommentiert.
Bericht aus dem Wiener Salonblatt vom 6. September 1896
… Nun ist auch der älteste Sohn dieses seltenen Paares, Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof, heimgegangen zu den geliebten Eltern. Es hat sein Ableben in allen Kreisen der Bevölkerung, nicht unter den Industriellen allein, sondern auch in der Gesellschaft und Kunstwelt, schmerzlich berührt. Man wußte es ja sofort in jenen Kreisen, die ihn kannten, daß Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof ein Opfer seines Berufes, seiner angestrengten Tätigkeit geworden ist. Am 16. April 1834 in Smiric in Böhmen geboren, trat er bereits im Alter von 15 Jahren in das Geschäft seines Vaters, in die St. Marder Brauerei, welche Adolf Ignaz Mautner im Jahre 1840 gegründet hatte, ein. Carl Ferdinand ist so recht die Seele des großartigen, ausgedehnten Unternehmens geworden. Er ließ es sich nicht nehmen, alles in seiner Hand zu vereinigen, die komplizierten Fäden des weitverzweigten Geschäftes selbst zu spinnen und, obwohl im tüchtige Beamte und in letzter Zeit auch sein Sohn Victor zur Seite standen, der technische, finanzielle und kommerzielle Leiter des Welthauses zu sein und zu bleiben. Diese aufregende Tätigkeit konnte so lange ohne Schaden für die Gesundheit fortgesetzt werden, als Herr von Mautner noch jung war. Aber vor zwei Jahren bereits stellte sich eine mit quälender Schlaflosigkeit verbundene Nervosität ein, welche seine Angehörigen zwang, ihn zu einer längeren Erholungsreise nach Italien zu veranlassen. In der Tat kehrte Herr von Mautner gekräftigt aus dem Süden heim; aber eine rastlose Natur, wie er war, stürzte er sich, ohne sich zu schonen, abermals Hals über Kopf in die Geschäfte seines Hauses. So konnte er nicht Wunder nehmen, daß das Leiden von Neuem und stärker auftrat und daß die Schlaflosigkeit schließlich unerträglich zu werden begann. Das Mittel, welches die Ärzte dem Kranken zur Beruhigung empfohlen hatte, war ein Trional, ein Gift, das in kleinen Dosen genommen, Erleichterung verschafft, in größeren jedoch sehr verhängnisvoll werden und selbst eine akute Gehirnhautentzündung nach sich ziehen kann. Am Abende vor der Katastrophe hatte nun Carl Ferdinand von Mautner, um Schlaf ringend, in der Tat sieben Gramm Trional, also eine sehr bedeutende Dosis, eingenommen. Daß diese Unvorsichtigkeit die mittelbare Ursache der entsetzlichen Katastrophe gewesen, geht auch daraus hervor, daß der Unglückliche sich am Abend vorher in guter Laune mti seinem Sohn Victor unterhalten hat und keinerlei auf die Tat Bezug habende schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen hat. Kommerzialrat von Mautner ist ein gefälliger, liebenswürdiger, kunstsinniger und wohltätiger Mann gewesen. Von seinem Kunstsinne gibt seine Gemäldegalerie, von seinem Wohltätigkeitssinne der von ihm gestiftete und erbaute Isolier-Pavillon für ansteckende Krankheiten im Kronprinz Rudolf-Spitals, dieser eminenten Gründung der Eltern des Verstorbenen, nun beredtes Zeugnis. Man wird sich lange noch seines schlichten Wesens, seines geraden und offenen Charakters und seines ausgeprägten Familiensinnes erinnern. Denn Herrn von Mautners einzige Passion war es, dem Wohle seiner Kinder zu leben und sich ihnen zu widmen. Er war zwar ein trefflicher Jäger und ausgezeichneter Schachspieler, aber am liebsten weilte er unter seinen Kindern. Frühzeitig schon, am 28. Juni 1872, hatte Herr von Mautner seine erste Gattin, Johanna, geb. Kleinoschegg, aus Graz verloren. Sie hatte ihm sieben Kinder geschenkt: Harriet, Gemahlin des Kämmerers und Majors Ernst Freiherrn von Haynau, den einzigen Sohn Victor, welcher kürzlich 31 Jahre alt geworden ist, Gertrude, Gemahlin des Obersten Gera von Szilvinyi, Cornelia, verwitwete Schürer von Waldheim, Elsa, vermählt mit Herrn Karl Ritter Dittl von Wehrburg, Christine, Gemahlin des Regierungsrates Dr. Leopold Freiherrn von Wieser, und Doris, welche sich erst vor ungefähr neun Monaten mit dem talentvollen Maler Josef Engelhart vermählt hat. Am 15. August 1874 verheiratete sich Carl Ferdinand Mautner von Markhof zum zweiten Male mit Freiin Edith Sunstenau von Schützenthal, welcher Ehe weitere Töchter, Hertha, Magdalena und Edith, entsprossen sind. Der Verstorbene war ein Bruder der Herren Dr. Ludwig Ritter Mautner von Markhof in Wien und Georg Ritter Mautner von Markhof in Floridsdorf, der Frau Theresia von Reininghaus, der verwitweten Frau Dr. Marie Willner, der verwitweten Frau Emilie Reininghaus, der verwitweten Freifrau Eleonora von Wächter, der verwitweten Hofrätin Coelestine von Oppolzer und der Frau Sektionschef Johanna Mittag von Lenkheym. Wie beliebt der Besitzer der St. Marxer Brauerei gewesen ist, das zeigte die große Teilnahme aller Kreise der Wiener Gesellschaft am Leichenbegräbnisse, zu einer Zeit, wo die Gesellschaft doch noch größtenteils von Wien abwesend. Es hatten sich Donnerstag in der Kirche zu Maria Geburt auf der Landstraße außer sämtlichen Familienmitgliedern eingefunden, um Herrn von Mautner die letzte Ehre zu erweisen: Freiherr von Merkl, Hofrat Heinrich, Herrenhausmitglied Dr. Millanich, die Professoren Chrobak, Frisch und Bohrmann, Generalkonsul von Biedermann, Gustav Freiherr von Springer, der Vorstand der Künstlergenossenschaft Baurat Deiniger mit mehreren Mitgliedern der Genossenschaft, Bezirksleiter Polizeirat Blog, Architekt Rumpelmayer, Kommerzialrat Stiasny, Hofschauspieler Reimers, zahlreiche Großindustrielle, das Gremium der Wiener Hoteliers, Mitglieder der Genossenschaft der Gastwirte mit dem Obmann Valentin Weiland, Vertreter der Gemeinde, das Kuratorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals, Deputationen der Städte Göding und Smiric und des Marktes Radon, deren Ehrenbürger Ritter von Mautner war. Nach der Einsegnung wurde der Sarg zur Beerdigung in der Familiengruft auf den Hietzinger Friedhof gebracht.
Bericht aus der Böhmische Bierbrauer vom 15. September 1896
Selbstmord eines Brauereibesitzers.
Größtes Aufsehen erregte in Wien der am 1. September d. J. erfolgte Selbstmord des Besitzers der St. Marxer Brauerei Herrn Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof; er hatte sich mit dem Revolver in die rechte Schläfe geschossen. In einem zurückgelassenen Schreiben bezeichnete er als Motiv die Kränkung darüber, daß er in antiliberalen Blättern bei der Besprechung von Gefälligkeitsübertretungen in seinem Brauhause wiederholt in einer Weise verdächtigt worden sei, als ob er selbst in die Sache verwickelt gewesen sei. Die erwähnte gehässigen und auf Unwahrheit beruhenden Angriffe haben ihm das Leben verleidet. Ritter von Mautner, geboren am 16. April 1834 zu Smiritz in Böhmen, war der älteste Sohn des im Jahre 1889 zu Wien verstorbenen Großindustriellen Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof und der 1887 verstorbenen Julie Marcelline von Mautner, geb. Kadisch. Er war Chef der protokollierten Firma Adolf Ignaz Mautner Söhne, k. k. Kommerzialrat, Ritter des Franz Josefs Ordens und Ehrenbürger von Smiritz. Er war in erster Ehe mit Johanna Kleinoschegg aus Graz, in zweiter Ehe mit Edith Freiin von Sunstenau vermählt und hinterließ 10 Kinder; einen Sohn und neun Töchter. Vor zwei Monaten war in den Blättern von Gefällsübertretungen im Marxer Brauhause die Rede; es wurden damals mehrere Bedienstete verhaftet, aber wieder freigelassen. Es ist nicht bekannt, ob die Untersuchung noch fortdauert, oder ob diesselben kein greifbares Resultat ergeben hat. Seit etwa einem Jahr vollzog sich im Wesen Mautners eine tiefgehende Veränderung. Er verlor seine gewohnte, liebenswürdige, wohlwollende Art und wurde täglich gereizter und leidenschaftlicher. Ein nervöses Leiden, das ihn schon vor Jahren einmal befallen, und von welchem er wiederhergestellt worden war, hatte ihn neuerdings ergriffen und wollte nicht weichen. Schmerzliche Ausbrüche gereizter Leidenschaft und dann wieder Stimmungen tiefster Melancholie lösten einander ab. Da kam noch, um seine Zerrüttung zu vollenden, die bekannte Gefällsaffäre.
Dem Andenken von Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof.
Adolf Ignaz Mautner von Markhof – ein Gründerzeitbaron als Pionier sozialer Reformen
/in Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinAls Adolf Ignaz Mautner Smirice verließ, befand sich Europa bereits im Umbruch. Für noch lange Zeit würde Friede herrschen, die Künste erlebten neue Blüte, das Industriezeitalter hatte längst begonnen. Je stärker jedoch die Industrialisierung fortschritt, desto brennender wurden die sozialen Probleme, da selbst der Staat vom aufkommenden Elend überrascht wurde und nur langsam vermochte die Auswirkungen der industriellen Revolution zu begreifen. Die traditionelle Versorgung innerhalb der Großfamilie geriet ins Wanken, immer mehr Menschen strömten in die Stadt, das Überangebot an Arbeitskräften führte wiederum zu einem furchtbaren Mangel an Wohnungen, die Mietpreise stiegen ins Gigantische. Hunderttausende Arbeiter in Europa sind dankbar, wenn sie als „Bettgeher“ einen Schlafplatz finden. Den meisten Männern der ersten Unternehmergeneration war soziales Denken völlig fremd, meist schon brutal wurde die Notlage der Menschen ausgenützt, Schutzbestimmungen für arbeitende Menschen gibt es so gut wie keine.
So wuchs auch Wien innerhalb nur weniger Jahrzehnte zu einer Millionenstadt an – nicht zuletzt darin lag ja der Grund für den plötzlich gesteigerten Bierabsatz dieses Jahrhunderts. Doch das soziale Elend machte letztlich auch vor den Brauern nicht Halt, die davor zu den eher privilegierten Gruppen unter den Handwerkern gehörten. Im Jahre 1871 gab es in Wien und Umgebung 22 Brauereien, in denen rund 4000 Brauergehilfen beschäftigt waren. Diese große Zahl erklärt sich dadurch, dass die maschinellen Einrichtungen noch äußerst primitiv waren und ungelernte Hilfsarbeiter nicht beschäftigt wurden. Alle Arbeiten, mit Ausnahme der Kutscher und Maschinenbedienung, wurden von Brauern und Bindern geleistet.
Im Fassbindergewerbe wurde durchschnittlich 15 Stunden täglich gearbeitet – eine Arbeitszeit, die nur durch kurze Essenspausen unterbrochen war. Kost und Quartier war Aufgabe des Meisters, Essensqualität Aufgabe der Meisterin. Im Schlafraum standen die Betten in drei bis vier Etagen und es wimmelte nur so vor Ungeziefer. Dies war auch der Grund, warum die Gehilfen es in den Sommermonaten vorzogen unter freiem Himmel zu schlafen. Ihr Wochenlohn betrug zwischen 2 Gulden 50 Kreuzer bis 7 Gulden für die bestqualifizierten Arbeiter. Infolge der langen Arbeitszeit und der Wohnung beim Meister waren die Gehilfen von der Außenwelt abgeschnitten. Die meisten fühlten sich in den Verhältnissen wohl, und hatten keine Ambition selbst auch nur das geringste am Althergebrachten zu ändern. Schließlich gab der Brauerstreik 1871 Anstoß zu einer intensiven Bewegung der Fassbinder, woraufhin sie im Juni die Arbeit niederlegten und folgende Forderungen stellten: Einführung der Akkordarbeitszeit, Verkürzung der Arbeitszeit auf 11 Stunden täglich mit drei Pausen. Lohnforderungen wurden keine gestellt, denn man erhoffte sich bessere Verdienstmöglichkeiten durch Akkordarbeit, die gerne bewilligt wurde, da sie dem Meister reichlich Gewinn brachte – die Gesellen spornten sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Es blieb weiterhin bei 13 – 14 Stunden Arbeit, den verwanzten Betten und der kargen Kost. Da jedoch jeder die Möglichkeit sah im Akkord (unter unmenschlicher Plackerei), wenn er fähig war die meisten Fässer herzustellen, einige Gulden mehr zu verdienen, dachte niemand mehr an weitere Verbesserung. Körperlich schwächere Arbeiter wurden nun nur noch umso mehr missachtet, die Meister schürten Hochmut einerseits und Neid andererseits, ein System der sozialen Uneinigkeit entstand. Durch die Hochkonjunktur wurden viele Bindergehilfen in Brauereien, Spiritusfabriken und Weinhandlungen beschäftigt und waren Gegenstand des Spottes und der Verachtung für die dortigen Werkstattgehilfen. Man nannte sie einfach nur Hausknechte. Auf all diese Umstände ist es zurückzuführen, dass die Fassbindergehilfen keine Organisation hatten, nicht einmal den Versuch starteten sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren, und gezwungen waren unter miserablen Verhältnissen zu leben und zu arbeiten. Mit der Entwicklung neuer Produktionsweisen und der Rückständigkeit der Meister wurde die Konkurrenz mit der Zeit immer spürbarer, Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit waren die Folge.
Was die Brauer betraf, so war die Arbeitszeit mit 365 Tagen im Jahr unbegrenzt, Sonn- und Feiertagsruhe waren gänzlich unbekannte Begriffe. Dafür gab es Freibier im Überfluss, was zur Folge hatte, dass so mancher Arbeiter aus dem Alkohol-Dusel nicht mehr herausfand. Die mit Ungeziefer, Mäusen und Ratten bevölkerten Schlafräume hatten Betten in zwei bis drei Etagen geschlichtet (sogenannte Himmelbetten), sodass es bei dem vielen Biergenuss nicht selten vorkam, dass der in der unteren Etage Schlafende in der Nacht plötzlich einen „Regen“ verspürte. Von der schweren, lang andauernden Arbeit todmüde und vom vielen Biertrinken berauscht, fielen sie irgendwann, meistens in Kleidern und Stiefel auf die Liegestatt, um schon nach wenigen Stunden vom Vize brutal geweckt zu werden. Schimpfworte und Schläge waren an der Tagesordnung, denn das System sah vor, dass der nicht der Fähigste zum Vorderburschen bestimmt wurde, sondern der körperlich Stärkste. Aufgrund der daraus resultierenden inkompetenten Führung mussten sich alle mehr als notwendig plagen, sanitäre Missstände und der permanente Alkoholkonsum leisteten das Übrige, sodass junge kräftige Männer in nur kurzer Zeit dahingerafft wurden. Krankenversicherung gab es keine, die Brauherren zahlten an das Spital der Barmherzigen Brüder eine Pauschale; 80 – 100 Mann lagen dort jahrein, jahraus und wurden zur ewigen Ruhe getragen. Die Verhältnisse erlaubten es keinem zu heiraten, es war beinahe unmöglich eine Familie zu gründen. Diesem Umstand ist es auch zuzuschreiben, dass viele Geschlechtskrank wurden und sich auf diese Art den Todeskeim holten. Nichts desto trotz waren die Brauer, im Gegensatz zu den Fassbindern, von einem starken Zunftgeist durchdrungen, der seinesgleichen suchte.
Eine bemerkenswerte Einrichtung war das Vazierandentum, nichts Vergleichbares findet man in einer anderen Industrie. Jede Brauerei hatte eine Anzahl Brauer, die nur Bier und Schlafstelle, jedoch keinen Lohn bekamen. Wollte sich nun ein mit Lohn angestellter Brauer für einige Stunden freimachen, so war er gezwungen auf einen der Vazierenden zurückzugreifen und ihn selbst dafür zu bezahlen.
Nicht zu beneiden waren damals auch die Bierkutscher. Nicht nur mussten sie den voll beladenen Wagen souverän lenken, sondern auch mit den schweren Fässern beim Auf- und Abladen herumhantieren. Besonders zur Winterzeit, wenn sie bei eisiger Kälte weite Strecken auf holpriger Straße zurücklegen mussten, war ihr einziger Schutz die sogenannten „Bierkutscherstiefel“, klobige Fußwärmer aus geflochtenen Strohmatten.
Abschaffung des Begriffes „Knecht“
Kundmachung der Wiener Bierbrauer-Innung, 1847
Schon die Benennung der Arbeiter in den Brauereien deutete auf eine menschenunwürdige Lage und Behandlung hin. Adolf Ignaz, der sowohl stets ein offenes Auge und einen zur Hilfe geneigten Sinn für die mannigfachen sozialen Missstände seiner Zeit, als auch Dankbarkeit für geleistete Dienste hatte war es, der ihre Bezeichnungen für schändlich empfand und eine eigene Nomenklatur ausarbeitete. Diese unterbreitete er der politischen Behörde, die sie annahm und definitiv einführte. Braubursche, Braugeselle, Brauführer, Obermälzer, Biersieder und wie sie alle heißen verdanken ihm alleine ihre Benennung. Bis zur Einführung seiner Nomenklatur hießen sie alle ausnahmslos „Knechte“, kurze Zeit darauf wird die Bezeichnung in allen österreichischen Brauereien für immer abgeschafft.
Krankenpflege und Altenversorgung
Zur Popularität, die er auf diese Weise schon bald nach seinem Eintreffen in Wien erlangt hatte, trug nicht zuletzt auch die unablässige Sorge um das Wohlergehen seiner Arbeiter bei. Von Beginn an wurden Einrichtungen für die Krankenpflege und Altenversorgung, für Quartier und Verpflegung ins Leben gerufen. Anfangs natürlich in bescheidenem Maße, mit der Zeit und den wachsenden finanziellen Ressourcen jedoch in einer umfangreichen und allen Erfordernissen entsprechenden Dimension. In Krankenständen wurde bis zu drei Monaten der Krankheitsdauer der volle Lohn nebst Arztkosten und Arzneimittel bezahlt. Arbeiter mit geschwächter Gesundheit wurden mit vollen Bezügen zur Erholung in Bäder oder aufs Land geschickt. Witwen und Waisen erhielten im Bedarfsfall ausreichend Unterstützungsgelder – eine obligatorische Lebensversicherung war Teil davon.
Unterkunft und Obdach
War der Begriff „Dienstwohnung“ in jenen Zeiten noch nicht geprägt, so erbaute Adolf Ignaz bereits ein Arbeiterzinshaus für zwölf Familien, jeweils mit Zimmer, Küche und Kabinett, und stellte es seinen Leuten zum Maximalbeitrag von 60 Gulden/Monat – je nach Einkommenslage bis hin zur Zinsfreiheit – zur Verfügung. Auch gehen die Gründung eines Arbeiter-Asyls und eines Invalidenbaues auf das Konto seines visionären sozialen Engagements.
Gewinnbeteiligung
Vor allem im Kontext der Zeit und der herrschenden Umstände war die Gewährung einer prozentuellen Gewinnbeteiligung nicht nur ein sozialer, sondern gleichfalls revolutionärer Akt.
Wie sehr Adolf Ignaz in späteren Tagen um das Wohl seiner Arbeiter besorgt gewesen ist, ist allbekannt. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass er dies schon zu einer Zeit getan hatte, als er noch in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Dennoch trug er auch damals schon in allererster Linie für seine Arbeiter Sorge, indem er, als er die Brauerei in Smirice nur als Pächter betrieb, für alle länger bei ihm Beschäftigten Einlagen für deren Alter in die allgemeine Versorgungsanstalt machte. Ebenfalls charakteristisch für ihn ist, dass er noch in seinen letzten Lebensjahren eifrigst Nachforschungen anstellte, um in Erfahrung zu bringen, ob nicht etwa irgendeiner seiner ehemals in Böhmen Bediensteten der Hilfe bedürftig sei. Ihm war es einfach eine Herzensangelegenheit Unterstützung zu gewähren, er wollte dabei auch überraschen und Freude bereiten. Ganze Tage verbrachte er damit, ihm nahestehenden oder auch nur entfernt mit ihm in Berührung gekommenen Personen Kleidungsstücke und sonstige Gegenstände zu senden, in denen er auch größere Geldbeträge versteckte.
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Den Adel im Herzen
Schloss Rodaun, Sommersitz der Familie Mautner Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate Hemmerlein1881 erwarb Carl Ferdinand Mautner von Markhof das dreigeschossige Schloss Rodaun, das am 2. März 1405 als „Vest Rodaun“ erstmals urkundlich erwähnt wurde, als Gebäude vermutlich bereits im 12. Jahrhundert bestanden hatte. Es befindet sich an der Willergasse 53 bis 57, im Wiener Stadtteil Rodaun. 1898 wurde das Schloss von der Familie Mautner Markhof um 158.000 Gulden an den 1807 gegründeten röm.-kath. Orden Sta. Christiana (Schwestern der heiligen Kindheit Jesu und Mariä) verkauft, der sich auf Erziehung und Krankenpflege spezialisiert hatte. Der Orden eröffnete im Schloss ein Mädchenpensionat, dessen Schule seit 1902 das Öffentlichkeitsrecht besitzt. Im Nachbarort Kalksburg hatten die Jesuiten bereits seit 1856 mit dem Kollegium Kalksburg ein Knabeninternat betrieben. Im Zweiten Weltkrieg war im Schloss Rodaun eine Panzerkaserne untergebracht. Nach Kriegsende wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und das Schulzentrum Schloss Rodaun umfasst heute eine Volksschule, eine Kooperative Mittelschule, eine Fachschule mit Aufbaulehrgang und ein Tagesinternat.
Bericht aus der Extrapost, Montagszeitung vom 18. Juli 1897
Der geplante Verkauf des Schloßes Rodaun.
Wie wir hörten, haben die Erben des im vorigen Jahre unter so tragischen Umständen aus dem Leben geschiedenen Besitzers der St. Marxer Brauerei den Beschluß gefaßt, das an sie übergegangene Schloß Radon zu verkaufen. Dieses große, prachtvoll gelegene, Rodaun und dessen Umgebung dominierende Gebäude, an welches sich ausgedehnte Parkanlagen anschließen, gehörte vor Zeiten den regierenden Fürsten Liechtenstein und wurde in stark vernachlässigtem Zustande – es war schließlich nur noch als Magazin benützt worden – von Herrn A. I. v. Mautner um einen sehr billigen Preis, wie es heißt um weniger als 100.000 fl., erworben. Von Seite des Herrn v. Mauten sind indessen bedeutende Summen im Rodauner Schloß investiert worden, so daß der für den großen und wertvollen Besitz geforderte Preis von 180.000 fl. noch immer mäßig ist. Auf Basis desselben unterhandeln, wie wir hören, die Jesuiten über den Ankauf des Rodauner Schloßes. Die Väter der Gesellschaft Jesu sind bekanntlich in dem unmittelbar an Rodaun angrenzenden Kalksburg sesshaft. Sie haben sich daselbst mehr und mehr ausgebreitet, so daß ihnen schon zwei Drittel von Kalksburg gehören. Nunmehr scheint es, daß sie auch Rodaun in den Bereich ihrer segensreichen Wirksamkeit einzubeziehen Willens sind. Vielleicht ist es in der Absicht der Bürger Loyola´s gelegen, die zwei Abteilungen, welche sie in ihrem Kalksburger Konvikt geschaffen haben, und von denen die eine für die Aufnahme von Söhnen aus den höheren, die andere für Sprößlinge aus den niedrigeren Ständen bestimmt ist, völlig zu separieren. Oder sollten sich die Jesuiten etwa mit dem Gedanken tragen, in Rodaun eine Anstalt zur Heranbildung von Lehrern, welche im Geiste des Ebenhoch´schen Schulantrages ihres Amtes walten könnten, zu errichten?
Landstraßer Hauptstraße 136 – 142, der Familiensitz von Carl Ferdinand Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinNach der Eheschließung mit Editha Freifrau von Sunstenau und Schützenthal änderte sich das soziale Leben Carl Ferdinands grundlegend und es folgte eine entsprechende räumliche Veränderung. Man gab die Wohnung in der Brauerei St. Marx auf und verlegte den Familiensitz in den frühen 1890er Jahren in den 3. Wiener Bezirk, Landstraße.
Häuserzeile Landstraßer Hauptstraße 142 – 136, die von Carl Ferdinand und seinen Kindern ab 1890 bewohnt wurde (© Alfred Paleczny)
Landstraßer Hauptstraße Nr. 136
Das Haus hat einen Baukern aus dem Jahr 1774, in der heutigen Form stammt es aus dem Jahr 1891 und wurde von Joseph von Wieser, einem Schüler Theophil Hansens, für Editha Mautner von Markhof errichtet. Das Gebäude mit zwei Seitenrisaliten hat eine späthistoristische Fassade in neobarocken Formen.
Joseph von Wieser war ein typischer Vertreter des Späthistorismus. Nachdem sich seine Tätigkeit weitgehend auf den Wohnbau konzentrierte und er auch nur für rund zehn Jahre als Architekt in Erscheinung trat, ist sein Werk von einer relativ großen Homogenität geprägt. Charakteristisch ist der ausgeprägt repräsentative Charakter seiner Bauten, der sich in einer reichen dekorativen Ausgestaltung, wie Schmuckgiebel und Sgrafittomalerei, niederschlägt. Die Üppigkeit des Dekors führte auch manchmal zu manieristischen Auswüchsen, die schon in der zeitgenössischen Fachpresse kritisiert wurden. Im Zuge der Propagierung des Barocks als genuin „österreichischen Stil“ erfährt diese Orientierung schließlich eine sukzessive Steigerung zu einem neobarocken Formenapparat, wie auch bei dem gegenständlichen Mietshaus.
Landstraßer Hauptstraße Nr. 138 – 140
Das Gebäude ist eine unregelmäßige Anlage, die um einen Hof gruppiert ist. Der Kern stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Gebäude wurde 1810 und 1831 erweitert. Die Fassade an der Straßenseite ist durch einen Einsprung zweigeteilt, der linke Teil weist eine Rahmengliederung und Plattendekor über einem gebänderten Sockel auf. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass Koloman Moser hier seine Wohnung hatte. In der Einfahrt stehen vier barocke Jahreszeitenputti in Nischen, barocke Figuren und ein barocker Brunnen befinden sich auch im Garten. Ein Gartentrakt aus dem frühen 20. Jahrhundert ist zweigeschossig und weist Pilastergliederung und einen Mittelgiebel auf.
Landstraßer Hauptstraße Nr. 142
Die Villa Mautner-Jäger in barockklassizistischen Formen mit Mansarddach wurde 1902 von Franz von Neumann für Hertha Mautner von Markhof und ihren Mann Gustav Jäger erbaut und ist ein beispielhaftes Produkt der Belle Époque. Bekannt für seine aufwändigen späthistoristischen Fassaden war Neumann der Überzeugung, “dass die Formen der Vergangenheit konsequent fortentwickelt und weitergebildet werden müssen, damit die Architektur zu zeitgemäßen Formulierungen gelangt.” Der Villencharakter des Gebäudes ist insgesamt für die Straße völlig untypisch. Seitlich abgetrennt befindet sich ein Portierhaus und im Garten eine Kegelbahn, die 1907 von Paul Hoppe erbaut wurde.
Diskussion um Sanierung der Villa Mautner-Jäger in Wien Landstraße, Beitrag des ORF vom 26.04.2022
In den Folgejahren wurde die Häuserzeile in der Landstraße zu einem der Anziehungspunkte für die jungen Künstler der Wiener Secession. Im Jahre 1906 hatten drei der führenden Gründungsmitglieder ihren Lebensmittelpunkt in oder neben der Villa Mautner Markhof. Bereits 1895 hatte der Maler Josef Engelhart Doris geheiratet, eine der drei künstlerisch tätigen Töchter Carl Ferdinands, sein Atelierhaus befand sich in der angrenzenden Steinfeldgasse 15. Josef Engelhart war der Sohn des Fleischhauers Josef Anton Engelhart (1838 – 1900) und dessen Frau Maria Apfelthaler (1842 – 1933). Eine Anekdote besagt, dass Engelharts Mutter eine eher herrische Frau gewesen war und sich ihr Sohn anlässlich seiner Heirat einen besonderen Schabernack hatte einfallen lassen. Über dem Portal seiner ehelichen Wohnstätte ließ er eine weibliche Drachenfigur anbringen, die hinter Gitterstäben gleichsam in Schranken gehalten wird. Doris Schwiegermutter soll es mit Humor genommen haben. 1905 heiratete Ditha ihren Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule, den Maler Koloman Moser, und sie zogen in eine von ihm im Gartentrakt der elterlichen Villa eingerichtete Wohnung. Ein weiteres Gründungsmitglied der Secession, der Maler und Bühnenbildner Alfred Roller, lernte im Hause Mautner Markhof seine Schülerin Mileva Stoisavljevic näher kennen, mit der er sich 1906 vermählte. Das Ehepaar mietete auf Nr. 136 eine Wohnung. 1904 gestaltete Josef Hoffmann zusammen mit Koloman Moser ein Speisezimmer für Editha Mautner von Markhof. Das von der Secession propagierte künstlerische Ideal des Gesamtkunstwerks setzte Hoffmann in den für Magda geschaffenen Räumen um. Dafür unterwarf Hoffmann die vorhandene Raumsubstanz seinem eigenen strengen architektonischen Konzept. Die Möbel waren keine beliebig auswechselbaren Einrichtungsgegenstände, sondern Teil eines klar durchdachten Raumerlebnisses. Der Raum wurde durch sie definiert. Besonders deutlich wird dies im Fall des Schlafzimmerschranks. Mit seiner Hilfe zog Hoffmann einen einheitlichen Horizont ein, der unter anderem die Höhe der Türen, der Gaskaminnische und des Bettvorhangrahmens aufnahm.
Nobilitierung von Adolf Ignaz Mautner
/in Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinAdolf Ignaz´ Antrag zur Nobilitierung – von ihm persönlich verfasst – ist uns original handschriftlich erhalten.
Hohes k. k. Ministerium des Inneren!
Adolf Ignaz Mautner, Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Classe und des Franz Josefs Ordens, wohnhaft in Wien, Stadt, Franziskanerplatz No.1, bittet um Verleihung des österreichischen Ritterstandes auf Grund der Statuten des kaiserlich österreichischen Ordens der eisernen Krone.
Mit allerhöchster Entschließung dto 19. April 1872 wurde mir für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiete mit Diplom vom selben Datum der Orden der eisernen Krone III. Classe verliehen. Nachdem laut Artikel XXI der Statuten des Ordens der eisernen Krone dem Ritter III. Classe dieses Ordens gestattet ist, die Allerhöchste Verleihung des Ritterstandes für sich und seine Nachkommen zu erbitten, so stelle unter Anschluss meines kurzen Lebenslaufes die ergebene Bitte:
Das hohe k. k. Ministerium des Inneren solle für mich und meine ehelichen Nachkommen bei seiner Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät die Allergnädigste Verleihung des österreichischen Ritterstandes und des Prädicates „von Markhof**“ sowie der Führung des beiliegend abgebildeten und beschriebenen Wappens gnädigst erwirken.
Wien, am 4. Mai 1872
Adolf Ignaz Mautner
Adolf Ignaz Mautner, zu Smirice in Böhmen am 26ten October* 1801 geboren, widmete sich dem Geschäfte der Landwirtschaft und Bierbrauerei, anfangs als Pächter der landesherrschaftlichen Betriebe und der Brauerei der Cameral Herrschaft Smiric, dann von 1840 bis 1857 als Pächter und seither als Eigentümer der Brauerei und der Spiritus und Presshefe Fabrik zu St. Marx in Wien. Durch unermüdlichen Eifer gelang es ihm erstaunliche Verbesserungen und Erfindungen in der Bierwürzung und Presshefefabrikation zu erreichen, so daß das Fabriksetablissement zu St. Marx unter ihm zu einem der blühendsten der Monarchie angehoben wurde.
In Anbetracht der Qualität seiner Erzeugnisse wurde ihm nebst vieler Medaillen von Weltausstellungen auch die große goldene Medaille des n. ö. Gewerbevereins und der ausgeschriebene Preis der Wiener Bäcker Innung verliehen. Die Qualitätsvorzüge führten zu einem solchen Absatz im In- und Ausland, daß er zwei Filialfabriken zu Simmering und Göding gründen konnte.
Außerdem betreibt derselbe ein Kupferbergwerk zu Fergove in der Militärgrenze und ist es ihm auch hier gelungen, einen seit Jahrzehnten verfallenen Blei- und Silberabbau wieder ins Leben zurückzurufen. Weiters errichtete er eine Flachsspinnerei zu Troppau, die ein blühender Betrieb ist.
Aber nicht nur industriellen, sondern auch patriotischen und humanitären Zwecken hat er sich gern gewidmet.
Im Jahr 1848 war sein Haus Zufluchtstätte vieler durch die Zeitverhältnisse bedrängter Familien; er sorgte für die Verpflegung des k. k. Militärs, trug viel zur Beruhigung der Gemüther und insbesondere auch zur Erhaltung des St. Marxer Bürgerspitals vor Brandschäden während der Beschießung des Liniengebäudes bei, wofür ihm schriftliche Anerkennungen der k. k. und Communalbehörden und sogar das Glück zu Teil wurde, im Juni 1849 von seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät in Gegenwart vieler hunderter Personen belobt zu werden.
In den Kriegsjahren 1859, 1864 und 1866 wurden in seinen Fabriken Militärspitäler errichtet, wo zahlreiche Verwundete unentgeltlich die sorgfältige ärztliche und sonstige Verpflegung fanden.
In humanitärer Beziehung sei erwähnt, daß er im Jahr 1862 sein Vaterhaus in Smirice, welches dem Cameral-Ärar gehörte, angekauft, umgebaut und für arme Familien eingerichtet und mit einem Erhaltungsfonds versehen hat. Dieser Stiftung schließen sich an eine zu Baden für arme Schulkinder und eine andere für kranke Arbeiter zu St. Marx. Ferner der Beitritt als Stifter des Kronprinz Rudolfshofes, der Erzherzog Albrecht- und der Franz Josefs-Stiftung sowie die Mitgründerschaft der Wiener Handelsakademie und die Errichtung und Erhaltung einer Schule für die Kinder seiner Bergleute zu Fergova.
Durch eine Reihe von Jahren hat er in der Gemeinde Landstraße als Armenvater und Orts-Schulaufseher gewirkt und wurde hiefür vom Wiener Gemeinderat mit der großen goldenen Salvator-Medaille ausgezeichnet.
Seine Majestät, unser allergnädigster Kaiser haben geruht, ihm für die Leistungen auf industriellem und humanitärem Gebiet im Jahre 1867 das Ritterkreuz Allerhöchst Seines Franz Josefs Ordens und mit allerhöchster Entschließung vom 19. April 1872 den Orden der eisernen Krone III. Classe allergnädigst zu verleihen.
Adolf Ignaz Mautner
Orden der Eisernen Krone III. Klasse
*siehe Geburtsdatum Adolf Ignaz
Die Übertragung aus der Kurrentschrift von Alfred Paleczny
**Adolf Ignaz verfügte als Brauereibesitzer nicht über eine klassische „Herrschaft“. Aus der Region St. Markus, auf der sich sein Sitz, die Brauerei befand, wurde im Volksmund St. Marx. Das Wohngebäude im Hof war also korrekter Weise der St. Markus Hof = Markushof = zwecks Aussprache der Markhof.
Die Familie Mautner Markhof – Ehrenbürger von Baden bei Wien
/in Familienchronik /von Beate HemmerleinNach 1860 entdeckte Adolf Ignaz das mit der Bahn rund eine Stunde entfernte Baden/Wien als Sommerfrischeort. So wie bei der Aristokratie erfreute es sich auch beim Wiener Bürgertum während der heißen Sommermonate zunehmend an Beliebtheit.
Adolf Ignaz kaufte ein Anwesen in der Berggasse 172 (seit 1913 Marchetstraße 76), das auf dem Weg zum Helenental lag und auch heute noch weitgehend erhalten geblieben ist. Die Hauptvilla stammt aus dem Jahr 1846 und es gab schon vor 1860 eine Vielzahl von Nebengebäuden, wie sie für barocke und romantische Schlossbauten kennzeichnend war. Die Familie ließ 1865 einen freistehenden Pavillon im Garten, der nicht mehr besteht, und im ersten Stock einen Anbau für ein Billardzimmer errichten. Später wurde die Fassade neu gebaut, sie erinnert mit ihren eisernen Bestandteilen stark an den Österreich-Pavillon bei der Weltausstellung in Paris und an den Mautner-Pavillon bei der Weltausstellung 1873. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es ab 1873 ein Stallgebäude für acht Pferde und einen kleinen Kuhstall. Diese Villa, stand im Besitz von Julie Marcelline und ging nach ihr an ihre Tochter Eleonore Waechter über, in deren Familienbesitz sie bis zur Jahrhundertwende blieb.
Berggasse 172, 1860
Marchetstraße 76
Den Namen Mautner-Villa trug dann das Haus Nr. 72, das Georg Heinrich 1883 in unmittelbarer Nähe gekauft hatte und als dessen Eigentümer seine Frau Charlotte im Grundbuch aufschien. Er gestaltete dieses Haus 1884 weitgehend so um, wie man es heute noch in der Marchetstraße sieht. Gegenüber (heute Nr. 67) wurde ein Pavillon mit einer Kegelbahn errichtet. Die Mautner-Villa musste 1922 in der für die Familie schwierigen Zeit verkauft werden.
Marchetstraße 72
Auch Carl Ferdinand besaß in der Wilhelmstraße 13 eine Villa, die er jedoch wieder veräußerte, als er nach Rodaun übersiedelte.
Victor verbrachte die Sommer mit seiner Frau Helene in der Christalnigg-Gasse 7.
Sowohl Adolf Ignaz als auch Georg Heinrich und deren Frauen zeigten sich auch in ihrem Sommersitz Baden als Wohltäter. Das Ergebnis der umfangreichen Spendentätigkeit war die Verleihung von Ehrenbürgerurkunden an Adolf Ignaz im Jahr 1879, an Julie Marcelline im Jahr 1887 sowie an Georg Heinrich und seine Frau Charlotte im Jahr 1890. Eine Gedenktafel für Julie Marcelline, die bis in die 1930er Jahre im Kurhaus angebracht war, ist erhalten geblieben und wartet derzeit auf eine neue Verwendung.
Die erste Spende tätigte Adolf Ignaz 1870, als er den Betrag von 2000 Gulden für die Bekleidung armer Schulkinder spendete. Die Kinder lagen der Familie immer sehr am Herzen und 1887 stellte Julie Marcelline den Grund für ein Waisenhaus zur Verfügung, zu dessen Unterhalt ihr Mann eine Stiftung von 54.000 Gulden errichtete, in die auch ihr Sohn Georg Heinrich weitere Beträge einzahlte. Dieses Waisenhaus konnte erst 1908 eröffnet werden und trug den Namen des Kaisers, der damals sein 60-jähriges Thronjubiläum feierte. Es ist nicht mehr erhalten.
1889 erwarb Adolf Ignaz knapp vor seinem Tod von der Gräfin Christalnigg einen Grund in der Bahnstraße 29, den er für die Ausspeisung armer Kinder und die Errichtung eines Kindergartens zur Verfügung stellte. Auch dafür gab es eine Stiftung, zu der seine Geschwister aus der Erbschaft je 3000 Gulden zuschießen mussten. Die Ausspeisungen für Kinder aller Konfessionen (wie im Wiener Kinderspital) begannen noch 1889, der Kindergarten eröffnete am 2. Jänner 1890. Dieses Haus auf dem Hötzendorfplatz 11 steht auch heute noch, es beherbergt die städtische Musikschule, auf dem Giebel sieht man noch das Familienwappen.
Mautner von Markhof-Stiftung 1889 zur Speisung armer Schulkinder, heute städtische Musikschule Baden
Im Berggasthaus Rudolfshof, 1881 anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen erbaut, stammt die Einrichtung größten Teils von Adolf Ignaz. Vom Rudolfshof weg führen ein Ignaz- und ein Marcellinenweg, ein Stück bergab haben Victor und seine Gattin Helene einen Pavillon für müde Wanderer errichten lassen.
Rudolfshof mit Gedenktafel Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof
Gedenktafel Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof anlässlich der Erbauung des Rudolfhofs
Helene und Victor Mautner von Markhof Pavillon
Als 1885 die Stadtpfarrkirche regotisiert wurde, spendete die Familie zwei Glasfenster. Das eine zeigt wie in der Elisabethkapelle ihre Namensheiligen Adolf und Julia, das andere den heiligen Augustinus und erinnert an den 1883 im Alter von 40 Jahren verstorbenen Sohn August. Die Widmungen sind im Gegensatz zu den Glasfenstern der Wiener Kapelle sehr dezent, obwohl andere Spender sich in dieser Kirche sehr prominent selbst abgebildet haben. Als die Einfassungen der Fenster 1960 generalüberholt werden mussten, übernahm die Kosten für diese beiden Fenster ein Ururenkel von Adolf Ignaz.
Die Familie beteiligte sich auch am Badener Leben und als 1880 das 400-jährige Stadtjubiläum gefeiert wurde, hieß es: Die bestilluminiertesten Häuser waren unstreitig die der Bergstraße; von diesen wieder zeichnete sich die Villa des Herrn von Mautner aus. Baden kann stolz sein auf diesen Ehrenbürger; indem er diesen Anlaß benützte, eine Illumination zu inscenieren, wie sie hier wohl noch nie gesehen wurde, hat er nur die Stadt Baden geehrt, was allgemein gut vermerkt wurde und in aller Gedächtniß bleiben wird Hildegard Hnatek, Liebste Adele. Frauen in Baden 1848–1914, Bruck an der Leitha 2003, 196.
Als Georg Heinrich 1895/1896 eine Reise nach Ägypten machte, erwarb er eine Mumie (Fundort Gizeh), die er dem Badener Heimatmuseum zur Verfügung stellte. Auch heute noch kann man im Rollett-Museum einen 2.200 Jahre alten altägyptischen Mann bewundern, der wohl nie im Leben daran gedacht hatte, einmal in Baden bei Wien seine letzte „Ruhestätte“ zu finden.
Mumie Ptolemäerzeit 3./1. Jh. v. Chr., Ankauf 1896 durch Georg Heinrich Ritter Mautner von Markhof
Adolf Ignaz starb am Heiligen Abend 1889 im hohen Alter von 88 Jahren auf dem Franziskanerplatz. In seinem Sommersitz, wo er Ehrenbürger war, fand noch während der Weihnachtsfeiertage eine außerordentliche Gemeinderatssitzung statt, bei der Bürgermeister Franz Breyer ausführte „Er hat sich in unserem dankbaren Herzen ein unvergängliches und bleibendes Denkmal der Pietät und Erinnerung errichtet und er hat durch seinen Wohltätigkeitssinn angeregt, den Armen und Bedürftigen Badens durch eine Reihe von Jahren reichliche Spenden zugewendet und damit diesen Enterbten des Glückes gar oft und insbesondere zur Weihnachtszeit frohe und glückliche Stunden bereitet“ Badener Bezirksblatt, 28. Dezember 1889, 2.
Mit der Mautner Markhof-Straße drückt die Stadt Baden ihren Ehrenbürger auch heute noch auf besonders nachhaltige Art und Weise ihre immerwährende Sympathie und Dankbarkeit aus.
Hugo Reinhold komponiert für Editha Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinDer österreichische Komponist Hugo Reinhold widmete der zweiten Frau von Carl Ferdinand Mautner von Markhof, Editha (*9. Juni 1846 Krakau, † 17. Dezember 1918) geborene Freiin Sunstenau von Schützenthal, das Werk 4 Piano Pieces.
Hugo Reinhold: Klavierstücke op. 52/2: Etude (Am Springbrunnen). Mit eingedruckter Widmung „An Frau Editha Mautner von Markhof geb. Baronin Sunstenau“. Wien, Doblinger [VN D. 1902] (um 1894). 5 Seiten.
Hugo Reinhold
3. 3. 1854 –
4. 9. 1935
Das „Papstfenster“ der Familie Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinGianangelo Graf Braschi (*1717 – †1799), Papst Pius VI., war der erste amtierende Papst, der Wien besuchte. Dazu veranlasst sah er sich aufgrund der reformistischen Pläne Joseph II., der im josephinistischen Habsburgerreich das Prinzip der Staatskirche einführen wollte, was erhebliche Beschränkungen des päpstlichen Einflusses – selbst in geistlichen Fragen – zur Folge gehabt hätte.
Am Weg zur Kirche Maria Geburt absolvierte er am 11. April 1782 einen Aufenthalt in St. Marx, wo er von einem Fenster aus die davor versammelte Menschenmenge segnete.
St. Marx im 18. Jahrhundert
In Gedenken an diesen Besuch ließ Adolf Ignaz besagtes Fenster später kunstvoll umrahmen.
Papstfenster (links) Brauerei St. Marx
Beim Abriss von St. Marx wurde diese wunderschöne Umrandung abmontiert und in der Familie erhalten. Sie schmückte seitdem ein Fenster der Villa von Manfred I. Mautner Markhof, begrüßte die Besucher beim Eintritt in den Rosenhof und ziert im 21. Jahrhundert die Hausfassade von Theodor II. Heinrich Mautner Markhof.
Papstfenster Dittmanngasse 5 (Manfred I. Mautner Markhof)
Papstfenster Rosenhof
Papstfenster Rosenhof
Papstfenster Dittmanngasse (Theodor II. Heinrich Mautner Markhof)
Julius Reininghaus – Genie, Leidenschaft und Hefe
/in Reininghaus/Linie 5 /von Beate HemmerleinJulius Reininghaus ist zweifellos der Begründer des alten Wiener Verfahrens zur Erzeugung von Hefe. Aufgrund der in seinem Nachlass vorgefundenen Briefe und technischen Notizen dokumentiert eine Studie von Prof. E. Jalowetz aus dem Jahre 1909 anschaulich die Vorgehensweise des jungen Chemikers.
Julius Reininghaus, Begründer des alten Wiener Verfahrens zur Erzeugung von Hefe
Expertise des Prof. E. Jalowetz über Julius Reininghaus, 1909
1850 – 1950 / Hundert Jahre Mautner Markhof Hefe
/in Bier und Hefe /von Beate HemmerleinZum hundertjährigen Bestehen wurde im Jahr 1950 eine Jubiläumsbroschüre über die Entstehung und Entwicklung der ältesten und größten Presshefefabrik Österreichs lanciert.