Als Adolf Ignaz Mautner das St. Marxer Brauhaus in Pacht übernahm und nach mehrjährigem Stillstand wieder Instand setzte, war das Wiener Bier das qualitativ schlechteste in ganz Mitteleuropa und der Konsum desselben daher ein höchst geringfügiger. Dazu gesellte sich noch der Umstand, dass der außerordentlich billige österreichische Wein der Bierindustrie ebenfalls zusetzte.
Die Wiener Brauer erzeugten ein meist obergäriges Bier. Dies alleine nicht nur deshalb, weil dessen Herstellung viel einfacher war, als die des viel besser schmeckenden Untergärigen, sondern auch hauptsächlich deswegen, weil das obergärige Bier das ganze Jahr über erzeugt werden konnte. Unterhefebier hingegen konnte mit Sicherheit nur während der kalten Jahreszeit hergestellt werden. Sowohl das ober- als auch das untergärige Bier wurden damals direkt vom Brauer, so wie sie aus der Gärung kamen, das heißt, samt der Hefe, ohne sie früher ablagern zu lassen, den Wirten zugeführt. Da man außerdem von der Voraussetzung ausging, dass starke Kälteeinwirkung dem Bier Schaden zufügen müsse, so hütete man sich davor, im Brauhaus oder Wirtskeller, Eis einzulagern. Selbst wenn der Brauprozess noch so gelungen war, so bedeutete dies, dass die schlussendliche Qualität des zum Ausschank gelangenden Bieres, dann einzig und alleine von der zufälligen Temperatur des Wirtskellers abhing.
Das durch seine Erfindungen erzeugte kalte Bier sorgte – selbst in dem inmitten der Weinberge gelegenen Wien – für den unaufhaltsamen Aufstieg des Getränkes und somit der gesamten Brauindustrie. Durch diese durchgreifenden Verbesserungen wurde aus dem stagnierenden Brauereigewerbe eine Großindustrie ersten Ranges geschaffen und die Jahrzehnte ab 1840 werden deshalb als das goldene Braujahrhundert Wiens bezeichnet. Der Siegeszug des Bieres konnte nicht mehr gestoppt werden.
Abzugsbier
Adolf Ignaz wagte es, gleich nach der im Jahre 1840 erfolgten Eröffnung seiner Brauerei, mit der Tradition zu brechen und legte bereits im Winter 1841, als erster in Wien, einen bedeutenden Eisvorrat in seinen Brauhauskellern an. Unter der Einwirkung dieses Eises ließ er nun obergäriges Bier ablagern, welches er von den Gärbottichen in große Lagerfässer pumpen („abziehen“) ließ, in denen der Gärprozess beendet wurde. Somit blieb den Wirten das Nachgären in den Kellern erspart, ihnen konnte 1842 ein Bier geliefert werden, das Hefe frei, klar und eiskalt, also unmittelbar konsumfähig war.
Der Erfolg war deshalb so außerordentlich, da nun den Leuten – gerade in der warmen Jahreszeit, in der der Bedarf am höchsten ist – erstmals ein kühles, köstliches Bier geboten werden konnte. Nichts desto trotz war es Adolf Ignaz bewusst, dass der zukünftig gewünschte vermehrte Bierkonsum nur durch die Erzeugung des viel beliebteren untergärigen Bieres gewährleistet würde, und wenn dies zu allen Jahreszeiten konsumiert werden konnte. Es galt also die winterlichen Bedingungen während des ganzen Jahres über zu erhalten. So versorgte er sich mit bedeutenden Eismengen zum Zwecke
- der Abkühlung der Bierwürze vor Einleitung der Gärung,
- des Kalthaltens während der Gärung,
- der Konservierung des Bieres im Lagerkeller.
Eiskühlapparat für die Bierwürze
Nach vielen langandauernden Versuchen glückte ihm bereits im Jahr 1842 die Erfindung eines Eiskühlapparats, in welchem die Bierwürze in dünnen Röhrchen einen möglichst langen Weg durch entgegenströmendes Eiswasser zurücklegen musste, bis sie jenen niederen Wärmegrad erreicht hatte, der als Anfangstemperatur zur Gärung im Bottich erforderlich war. Dieses völlig neue Kühlsystem, das dem Bier eine gleichbleibende Lagertemperatur sicherte, ließ er sich als Normal-Bierlagerkeller System Mautner patentieren. Durch den dadurch verringerten Eisbedarf konnte er den ganzen Sommer hindurch mit dem Natureisvorrat auskommen, und die Wirte bereits ab 1843 mit untergärigem Bier beliefern.
Das Eis entnahm er zuerst dem heute noch nach ihm benannten Arm der Alten Donau, dem Mautner-Wasser im Wiener Prater, von dem aus er 1856 eine Nutzwasserleitung in die Brauerei baute. Außerdem sicherte er sich ein Wasserrecht am Wiener Neustädter Kanal, dessen Wasser eine sehr gute Qualität hatte, da es aus dem Quellgebiet der Leitha und der Schwarza nach Wien kam.
Wasserkühlapparat
Da die ausschließliche Benutzung des Eises sehr teuer war, konstruierte er 1843 nach seinen Plänen einen Wasserkühlapparat, der in die Hauptwasserleitung eingefügt wurde. So wurde es möglich die Bierwürze auch durch Brunnenwasser, je nach dessen Temperatur, bis auf 13°C abzukühlen, sodass der eigentliche Eiskühlapparat nur mehr weitere plus 6°C abkühlen musste. Da man dieses Wasser darüber hinaus auch zu Brauzwecken und zur Kesselspeisung einsetzen konnte, war die neue Kühlmethode nicht nur kostenfrei, sondern gegenüber der Eiskühlung auch noch gewinnbringend.
Eisschwimmer zur Temperaturregulierung während der Gärung
Trotz Sommertemperatur und der durch den Gärungsprozess eintretenden Erwärmung musste das Bier auf einer Temperatur von maximal 7°C gehalten werden. Dieses Problem löste Adolf Ignaz durch die Erfindung der zylinderhutförmigen, mit Schwimmschüsseln versehenen sogenannten Eisschwimmer. Die Tatsache, dass sich in Folge jede Brauerei der Erde derselben Form bediente, lässt auf Ihre Vollkommenheit schließen.
Lagerkeller
Um die Umstände der Sommerbrauerei rundum verbessern zu können, mussten in erster Linie auch die Lagerkeller optimiert werden. Während ihnen durch die eingebrachten Biervorräte permanent Wärme zugeführt wurde, war es doch erforderlich, eine stets gleichbleibende Temperatur zu behalten. Dies konnte nur durch Einlagerung von Eis erzielt werden. Das Problem das sich stellte war, dass die Eisgruben sich stets entweder tiefer als die Kellersohle, oder aber an den äußersten Enden in halber Höhe der Keller befanden. Dadurch wurde die Wirkung von fünf der sechs Flächen des kubischen Eiskörpers an die Erdwände verschwendet, während die warme Luft, die sich am Kellergewölbe sammelte, die höher gelegenen Bierlager-Fässer erwärmte. Bei dieser Anordnung konnte das Eis nie effizient genutzt werden. Diese Missstände beseitigte Adolf Ignaz, indem er im Jahre 1858 den ersten, nach einem ganz neuen System angelegten Lagerkeller erbaute, mit dem er auch die Kosten optimierte: Er sorgte für vollkommene Isolierung von der Erdwärme und positionierte Ventilationskanäle so, dass im Winter bereits deren bloßes Öffnen genügte, um die Keller- mit der Außentemperatur vollkommen auszugleichen. Auch brach er vollständig mit dem bisherigen System der Eisgruben und ersetzte sie durch sogenannte Eishäuser, mit Eis gefüllte Repositorien, die oberhalb der Kellergewölbe gelagert waren. Durch in den Kellergewölben angebrachte offene Spalten, traf die aus dem Keller aufsteigende warme Luft auf den Eisklotz und sank, dadurch abgekühlt und somit schwerer geworden, wieder zu Boden. Diese Konstruktion sparte auch einen Vorkellerraum und verbesserte die Anlage der Fässer-Magazine über dem Eis-Haus. Er konstruierte einen Lagerkeller, der durch richtig angebrachte Eismassen trotz permanenter Wärmezufuhr dennoch in seiner Temperatur stabil bleibt, den ersten Lagerkeller mit obenauf situiertem Eisraum. Wiener Salonblatt, 1873, Seite 404
Lagerung von Spiritus
Als Adolf Ignaz im Jahre 1853 einem Geschäftsfreund aus seiner alten Heimat sein Etablissement zeigte und ihn im Hof herumführte, bemerkte dieser die große Menge der mit Spiritus gefüllten aufgestapelten Fässer. Obwohl er den Wert der eingelagerten Waren bewunderte, konnte er die Bemerkung nicht unterdrücken, dass er selbst sich ständig davor fürchten würde, dass ein eventueller Brand das so große Vermögen vernichten könnte. Dieser Ausspruch ließ Adolf Ignaz nicht mehr zur Ruhe kommen bis er Abhilfe fand, indem er die ersten eisernen Reservoirs anfertigen ließ. Auch diese Erfindung erlangte für die gesamte Spiritusindustrie höchste Bedeutung, da sie nicht nur die Feuersicherheit gewährleistete, sondern auch den ungeheuren Schwindungen vorgebeugte, welchen der Spiritus durch längere Lagerung ausgesetzt war. Bis zu diesem Zeitpunkt war eine längere Aufbewahrung von Spiritus unmöglich und somit dieser Artikel für Spekulationen völlig ungeeignet gewesen. Danach fand man die eisernen Reservoirs in allen Docks und Lagerhäusern, man konnte in ihnen den zeitweiligen Überfluss an Ware ohne Verlust bis zum wiedereintretenden Bedarf aufbewahren sowie jede beliebige Qualität mittels Bahn ohne Verlust befördern.
Mais anstelle des Roggens für die Hefe- und Spiritusfabrikation
Bis zum Jahr 1850 war das Grundmaterial der Presshefeerzeugung neben Malz ausschließlich Roggen. Als Hauptnahrungsmittel des Volkes war diese Getreideart jedoch ungeheuren Preisschwankungen unterworfen, denen sich der Presshefepreis nicht immer nahtlos angleichen konnte, wenn die kaufmännische Absatzentwicklung nicht permanent darunter leiden sollte. Mit der Entdeckung, dass man Mais als Ersatz für Roggen bei Presshefe und Alkohol verarbeiten konnte, bewirkte er ebenso eine Einsparung des als Volksnahrung so notwendigen Getreides, wie auch eine Verbilligung und Preisstabilität der Presshefe. Mais wurde damals in Ungarn nur so viel angebaut, als dies für die Deckung des Hausbedarfes für notwendig erschien. Daher mussten anfangs, die zur Presshefefabrikation benötigten größeren Mengen aus der Walachei eingeführt werden. Dadurch, dass Adolf Ignaz an Stelle des Roggens für die Hefe- und Spiritusfabrikation Mais verwendete, setzte er den Impuls, dass nun auch größere, bish dahin brachliegende Flächen, mit Mais bebaut wurden, und so der ungarischen Landwirtschaft ein neuer Absatzmarkt erschlossen war.
Mautner Markhof Filterhefe-Verfahren / Vakuum-Verfahren Mautner
Nach Beendigung des Gärvorganges wurde aus der Maische die Hefe mittels großer Separatoren durch Zentrifugieren als Heferahm gewonnen und auf rotierenden Vakuumfiltern nach dem weltweit als ,,Mautner Markhof-Filterhefe-Verfahren“ bekanntgewordenen System entwässert. Hierbei wurde die Außenseite einer löchrigen Trommel mit einem Filz überspannt. Während die Trommel langsam gedreht wurde, floss die flüssige Hefe auf den Filz; durch die Drehung der Trommel und die Schwerkraft konnte das Wasser durch den Filz in die Innenseite der Trommel entweichen (der Filz saugte das Wasser mit der Hefe auf und das Wasser wurde durch die Schwerkraft in die Trommel gesogen). Die Hefe blieb auf der Außenseite des Filzes haften und wurde dann mittels einer Leiste auf der anderen Seite der Trommel abgeschabt. So konnte nach Adolf Ignaz´ Plänen die Hefe vom Wasser separiert und Halbtrockenhefe gewonnen werden, die danach in Stangen gepresst (wodurch noch mehr Wasser entweichen konnte) und als gepresste Hefe verpackt wurde.
Julius & Emilie Reininghaus´sche Stiftung
/in Reininghaus/Linie 5 /von Ulrike ReininghausNo. 13
Stiftungs-Urkunde
Zur bleibenden Erinnerung an meine vor 25 Jahren (am 17. April 1856) vollzogene Vermählung mit meinem unvergeßlichen, seit 18 Jahren in Gott ruhenden Ehegatten Julius Reininghaus habe ich beschlossen, eine Studenten-Stipendien-Stiftung zu errichten, welche für ewige Zeiten den Namen:
„Julius und Emilie Reininghaus’sche Stiftung“ tragen soll, und widme zu diesem Zwecke einen baren Betrag von Zehntausend Gulden, damit aus den Jahresinteressen hievon zwei Stipendien an unbemittelte und brave Studierende des einen oder anderen der k. k. Staatsgymnasien zu Graz verliehen werden, wobei ich mir vorbehalte, das Stiftungskapital selbst noch zu erhöhen, und erwarte, daß meine Stiftung von Seite meiner Söhne im Andenken an ihre Eltern noch eine weitere Vergrößerung erfahren wird.
Zum Bezuge dieser Stipendien sollen im Falle der Mittellosigkeit und Würdigkeit in erster Linie solche Jünglinge, welche zu mir oder meinem seligen Gatten im Verwandtschaftsverhältnisse stehen, und in deren Ermanglung in Steiermark geborene Jünglinge berufen sein.
Wenngleich in der Regel der Genuß dieser Stipendien nur auf die Dauer der Gymnasialstudien beschränkt sein soll, so kann im Falle des Bedarfes und der Würdigkeit einem Jünglinge, welchem dieses Stipendium während der Gymnasialstudien bereits verliehen wurde, dasselbe auch für die weitere regelmäßige Dauer der Studien an der k. K. Universität oder der k. k. technischen Hochschule in Graz belassen werden.
Die Verwahrung und Verwaltung des Stiftungskapitales soll dem Landesausschusse von Steiermark zustehen.
Das Verleihungsrecht behalte ich mir, so lange ich lebe, bevor; nach meinem Tode soll dasselbe ebenfalls dem steiermärkischen Landesausschuße, jedoch über Vorschlag des ältesten meiner Söhne zustehen, der in Graz domiziliert. Die Bestätigung der stiftungsgemäßen Verteilung bleibt selbstverständlich von Fall zu Fall der k. k. Statthalterei in Graz als Stiftungs-Oberbehörde vorbehalten.
Von diesen Stipendien, welche anfänglich, um von den Zinsen die für die Stiftung entfallenden Staatsgebühren bestreiten zu können, nur 250 I: Zweihundert Fünfzig Gulden :I und nach Maßgabe der Erstarkung des Stiftungsfondes 300 fl I: Dreihundert Gulden :I jährlich zu betragen haben, – wird das erste am 17. April 1881 und das zweite mit Beginn des Wintersemesters 1882/83 verliehen.
Urkund dessen meine eigenhändige Unterschrift.
Graz am 17. April 1881
Emilie* Reininghaus
geb Mautner v Markhof
Zahl 490.
„Der Landes-Ausschuss in Steiermark nimmt die in gegenwärtiger Urkunde ausgesprochene Widmung der Julius und Emilie Reininghaus’schen Stiftung, bestehend in einer auf dieselbe vinculierte Silberrenten-Obligation No. 42463 1/1 1883 im Nennwerthe von 12000 fl, vorbehaltlich der landesfürstlichen Bestätigung hiermit an, und sichert die Erfüllung der in derselben enthaltenen Stiftungsverbindlichkeiten unter den festgesetzten Bedingungen zu.“
Graz am 29. Jänner 1883.
Der Landeshauptmann:
Kaiserfeld**
*Anm.: In der Unterschrift folgt nach „Emilie“ möglicherweise ein u oder v, dann „Gabriely“, evtl. in Erinnerung an ihre 1861 geborene Tochter Gabriele, die mit knapp sechs Monaten verstarb.
**Anm.: Moriz Ritter von Kaiserfeld
Weitere Stiftungen
Der Rosenhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinDer unter Denkmalschutz stehende Rosenhof in der heutigen Mautner Markhof Gasse 50 (vormals Dorfgasse, die damaligen Hauptstraße von Simmering) wurde um 1670 als Sitz der Grundherrschaft an der Stelle dreier dem Himmelpfortkloster zinspflichtigen Anwesen errichtet. Erbauer des Herrensitzes war Siegfried Christoph der Jüngere, Graf von Breuner. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft begann Graf Simche Sigmund Rapaport 1850 dort mit der Erzeugung von Spiritus.
Der Rosenhof befand sich südlich der angrenzenden Simmeringer Brauerei der Familie Meichl. Als Adolf Ignaz Mautner in St. Marx an Kapazitätsgrenzen stieß, musste er deshalb in der Prager Straße 20, Wien Floridsdorf, einen zweiten Standort für die Produktion von Presshefe und Spiritus eröffnen. 1861 erwarb er den Rosenhof als dritten Standort, auf dem er dann in weiterer Folge nicht nur Spiritus erzeugte, sondern vor allem auch Hefe, da er dabei auch die Brauereiabfälle aus St. Marx verwerten konnte. Sein Sohn Georg Heinrich bezog als erster die Wohnung im ersten Stock des Rosenhofes, erst 1864, nach seiner Eheschließung mit Charlotte Biehler, übersiedelte er auf das neue Betriebsgelände in der Prager Straße 20.
Nachdem 1913 die „Ad. Ign. Mautner Ritter von Markhof & Sohn Brauerei St. Marx AG“ mit Meichl und Dreher zur „Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering – Dreher, Mautner, Meichl Aktiengesellschaft“ fusioniert hatte, trat auch der Rosenhof in deren Eigentum über. Er war weiterhin Wohnhaus für die Fabrikdirektoren und Verwaltungsgebäude.
Der Rosenhof bestand aus drei Gebäudetrakten. Nach dem 2. Weltkrieg diente ein Trakt Georg III. „Buwa“ als Wohnsitz, in ihm befand sich auch sein Chefbüro und das von Manfred I., respektive danach die ihrer Söhne Georg IV. J. E. und Manfred II.. In seinem berühmten Sitzungszimmer, dem „Roten Salon“, fanden bis zum Verkauf des gesamten Geländes an die Wien Süd (2006), alle wesentlichen Meetings statt. Auch war das Labor der Hefe darin untergebracht. Ein weiterer Trakt beherbergte die Verwaltung und Kassa der Hefe – legendär der große Panzerschrank, in dem die Lohnsackerl der ArbeiterInnen aufbewahrt wurden. Der dritte Trakt war bereits Teil der Hefefabrik.
Seit 2012 ist der Rosenhof Teil des JUFA Seminarhotels Wien City, schön restauriert und in das moderne Baukonzept integriert.
Schwechat in Zeiten der NSDAP
/in Allgemein /von Beate HemmerleinMit dem Einmarsch der Deutschen brach eine sehr schwierige Zeit an, nicht in geschäftlicher Hinsicht, denn der Absatz Schwechats stieg raketenartig auf über eine Million Hektoliter an – wohl aber in persönlicher Hinsicht.
Georg III. hatte sich im Sommer 1935, während der Verhandlungen um die Übernahme St. Georgs in die Vereinigten Brauereien vom Generaldirektor der Brau AG, Julius Seiler, mit dem er sehr freundschaftliche Beziehungen pflegte und der die anerkannteste Autorität in der österreichischen Brauindustrie, nach dem Ableben Schneebergers, war, ein Gutachten über den Wert der gesamten Einrichtung St. Georgs geben lassen. Es beruhte auf der Bewertung von fixen Sätzen von Sudhaus, Lagerkeller, Gärkeller, etc. nach deren Größe. Diese Bewertung ergab nach Herabsetzung des St. Georg-Kapitals auf neunzig Millionen Schilling / 6.540.555,- EUR auf die Hälfte, durch entsprechende Verringerung der bestimmt uneinbringlichen Debitoren, einen Betrag von vierundfünfzig Millionen Schilling / 3.924.333,- EUR. Dieses Gutachten Seilers über den Wert der Einrichtung St. Georgs hat Georg III. in Folge das Leben gerettet, ihn jedoch in jedem Fall vor jahrelanger Haft bewahrt. Die NSDAP hatte nämlich 1939 gegen ihn eine gerichtliche Voruntersuchung mit zwei Anklageposten eingeleitet. Der erste Punkt lautete, er hätte die Majorität der Vereinigten Brauereien AG zu billig gekauft und damit das Volksvermögen geschädigt. Seine Antwort war, dass man doch höchstens den Bankinstituten vorwerfen könne, sie hätten zu billig verkauft, aber nicht ihm, dass er zu billig gekauft hätte. Van Hengel, der holländische Generaldirektor der Creditanstalt war inzwischen bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen und die verschiedenen Bankdirektoren in alle Winde verweht worden. Georgs Anwalt, Dr. Armin von Dittrich, konnte also diesen ersten Punkt eliminieren. Der zweite Anklagepunkt lautete, dass die Brauerei St. Georg zu teuer an Schwechat verkauft worden war und auch damit wiederum das Volksvermögen geschädigt worden wäre. Da nun Generaldirektor Seiler in der Ostmark der einzige Fachmann auf dem Gebiet der Bewertung von Brauereieinrichtungen war, so musste wohl auch sein Gutachten bezüglich St. Georg zur Kenntnis genommen werden. Dr. von Dittrich erreichte schließlich die Einstellung der Voruntersuchung zur Eröffnung der eigentlichen Untersuchung.
Unmittelbar nach dem Anschluss stellte sich auch heraus, dass es in Schwechat eine sehr aktive geschlossene illegale Zelle der NSDAP gab. Ihr gehörten nicht nur der technische Direktor Schreder, sondern auch die Mehrzahl aller prominenten Beamten, wie der Braumeister, der Leiter der Mälzerei, der Sekretär des Generaldirektors, die Leiter des Kundenschutzbüros, des Laboratoriums, des Auto-, Maschinen- und Elektrobetriebes, etc., an. Zum Vergleich sei erwähnt, dass es in Simmering, wie sich 1938 zeigte, nur zwei Illegale gab; die Sekretärin und den Chauffeur des Generaldirektors. Ing. Schreder, den Georg III. besonders geschätzt, ihn sogar 1937 als Trauzeugen gebeten hatte, war ein besonderer Schock und eine enorme Enttäuschung. Wie er später bewiesen hatte, war er zwar sehr intelligent und tüchtig, doch beispiellos charakterlos gewesen. Ende April 1938 hielt der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, eine ganz besondere Versammlung in der Autohalle in Schwechat ab. Nach seiner Rede wurde im Lautsprecher verkündet, dass der nunmehrige Betriebsführer antworten würde. Als Georg III. sich zu diesem Zweck erhoben hatte, meldete sich bereits Schreder und hielt Ansprache. Nach der Versammlung setzte Georg III. ein Zeichen und „schüttelte ihn wie ein lästiges Insekt ab“. Die NSDAP-Verschwörer wurden teils noch 1938, teils nach dem Krieg aus dem Unternehmen entfernt. Nach dem Rencontre mit Schreder stellte die Partei das Verlangen nach dem sofortigen Rücktritt von Georg III., dem dieser jedoch nicht entsprach, sondern seinerseits ankündigte Ing. Schreder fristlos zu entlassen. Daraufhin folgte eine hochnotpeinliche Untersuchung, während derer einwöchigen Dauer Georg III. untersagt wurde Schwechat zu betreten. Obwohl die Partei ihm nach der Untersuchung erstaunlicherweise völlig recht gab, konnte sie jedoch unter keinen Umständen offiziell eine derartige Niederlage auf sich nehmen. Georg III. kam ihnen jedoch mit seiner freiwilligen Rücktrittserklärung vom 31. Juli 1938 zuvor. Am 1. August trat nämlich das deutsche Aktienrecht in Kraft, das keinen Verwaltungsrat, sondern einen Aufsichtsrat und Vorstand vorsieht. Karl Dittl von Wehrberg wurde daraufhin zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bestellt, die stellvertretenden Vorsitzenden waren Richard von Schoeller und Manfred I., Mitglied wurde Gerhard Mautner Markhof, im Vorstand verblieb Gustav Mautner Markhof (Viererzug). Georg III. schied aus allen Vertretungskörpern aus und zog sich wieder nach Simmering zurück.
Im Frühjahr 1939 wurde Manfred I., in der Schwechater Zentrale, gleichzeitig mit Georg III., in Simmering, von der Gestapo verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Nach fünf Tagen wurden beide wieder entlassen, jedoch als Georg III. eine Woche später neuerdings verhaftet wurde, konnte er vor seiner Abführung noch Manfred I. verständigen, sodass dieser rechtzeitig entfliehen konnte. Nacht für Nacht in einem anderen Hotel wohnend, war dieser in Deutschland untergetaucht, um dann, nachdem man ihm versichert hatte, dass alles in schönster Ordnung sei, bei seiner Rückkehr nach Wien doch verhaftet zu werden. Georgs Haft dauerte neun Wochen, Manfreds sechs. Danach wurden beide zum Gauleiter Bürckel gebracht, der sich bereit erklärte mit beiden einen Pakt zu schließen. Bei Ablehnung würden sie ins KZ entsandt werden. Der Pakt sah vor, dass Georg III. sich jeglicher geschäftlichen Tätigkeit in Österreich zu enthalten hätte, es ihm jedoch gestattet war seine Auslandsinteressen wahrzunehmen. Es wurde auch kategorisch verlangt, dass die Familie ihren dominierenden Status in Schwechat aufzugeben hätte und, um dies zu dokumentieren, sofort einen Teil der Aktien verkaufen müsse. Man solle im Gegenzug versuchen, den Einfluss auf die Brauerei Schwechat gegen einen auf irgendeine andere Großbrauerei in Deutschland einzutauschen. Selbstverständlich erklärten sich beide bereit, wurden am kommenden Tag entlassen und am übernächsten übersiedelte Georg III. bereits nach Deutschland, um eine weitere Verhaftung zu vermeiden. Er verkaufte dann 3 % von Schwechat (zum Tageskurs) an die Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken, Manfred 1 %. An der Stimmmajorität von 57 ½ Prozent änderte dieser Verkauf nichts, erfüllte aber formell den Wunsch der NSDAP. Tatsächlich gestattete die NSDAP Georg III. bis 1943 ins befreundete wie neutrale Ausland zu reisen, also nach Italien, die Schweiz und Spanien. Er selbst konnte sich nie erklären, warum man ihn einerseits für so staatsfeindlich hielt, dass er in der Ostmark nicht arbeiten, aber gleichzeitig frei ausreisen durfte. Ein Fachmann bezüglich nationalsozialistischer Tricks klärte ihn später darüber auf: Bei der NSDAP musste alles „legal“ vor sich gehen. Man ließ ihn daher ins Ausland reisen, in der sicheren Hoffnung, dass er nicht zurückkommen würde. In diesem Fall hätte man „legal“ im Sinne der Sippenhaftung das ganze Familienvermögen eingezogen. Zur Verzweiflung der Gestapo jedoch kam er immer wieder zurück. Bis 1943 – ab diesem Zeitpunkt hatte er keine Ausreisegenehmigung mehr erhalten.
Quelle: Vortrag „Schwechat und die Familie Mautner Markhof“, gehalten
von DDr. Georg Mautner Markhof am 5. Juni 1974
Restitution Claim to Hotel Kaiserkrone Bad Ischl by Brauerei Schwechat/USACA
Brauerei Jedlesee und die Familien Bosch, Dengler und Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinDie Jedleseer Brauerei war die erste Brauerei in Floridsdorf, die später mit den Brauereien der Familie Mautner Markhof fusioniert wurde. Sie wurde 1787 von Anton Freiherr von Störck, dem Leibarzt von Maria Theresia gegründet, nachdem er 1778 die Herrschaft mit dem dazugehörigen Herrschaftshaus gekauft hatte. Da er als Arzt vermutlich um die gesundheitsfördernde Wirkung von Bier Bescheid wusste, errichtete er in der Prager Straße 84 das „Herrschaftliche Brauhaus zu Jedlesee“. 1790 erwarb Josef Obergfell Freiherr von Grechtler das Grundstück und damit die Brauerei, danach folgten noch weitere Besitzerwechsel, die nicht ausreichend dokumentiert sind.
1815 wurde das Brauhaus von Anton Bosch, dem Sohn eines bayrischen Brauherren des Fürsten Oettingen-Wallerstein, übernommen. Anton Bosch war auf seiner Walz nach Jedlesee gekommen, arbeitete dort als Kellerknecht, kehrte nach Wallerstein zurück, um das Braugewerbe zu erlernen und danach die Tochter von Jakob Wohl, dem Betreiber des Spitzer Wirtshauses* und damaligen Eigentümer der Brauerei Jedlesee heiraten zu können. Bosch begann die bestehenden Anlagen zu modernisieren, baute ein neues Sudhaus und eine Mälzerei und die dadurch verbesserten Biersorten erfreuten sich alsbald größter Beliebtheit. Auch konnte die monatliche Produktion von 800 auf bis zu 10.000 Eimer (ca. 6.400 hl) gesteigert werden. 1823 baute er das Wohnhaus in der Prager Straße 84 im klassizistischen Stil um, und als 1830 die große Überschwemmung die Häuser in Jedlesee zerstörte, rettete er hunderten Menschen das Leben, indem er ihnen Schutz im oberen Stockwerk des Hauses bot. Auch sonst half er der örtlichen Bevölkerung in vielen Belangen und erhielt dafür als Ehrung vom Kaiser die Bierzollfreiheit nach Wien. 1834 beschäftigte er 25 Arbeiter und war 1837/38 mit 112.000 Eimer der größte Bierhersteller der Stadt. Auch war Anton Bosch war von 1851 – 1853 erster Ortsvorsteher von Jedlesee. Als er 1868 starb, hatte sein ältester Enkel Anton (Sohn von Boschs Tochter Theresia und Johann Franz Dengler) die Brauerei bereits übernommen und modernisierte erneut die Anlagen.
Anton Dengler, verheiratet mit der Münchner Brauertochter Elisabeth Pschorr, führte das Unternehmen sehr erfolgreich und machte daraus einen industriellen Großbetrieb. 1877 baute er in Langenzersdorf einen Lagerkeller, der als einer der größten Europas galt. 1899 wurde im Anschluss an das Wohnhaus (Prager Straße78/Ecke Hopfengasse, die Häuser Nummer 80 und 82 waren einstöckige Wohnhäuser für Brauereiangestellte) die Brauhausrestauration Zum Gambrinus, benannt nach dem Schutzheiligen der Bierbrauer, eröffnet. 1900 übernahm sein Sohn Rudolf Dengler die Brauerei. Bereits 1902 beschäftigte dieser über 200 Angestellte, die 130.000 hl produzierten. 1906 kaufte er den Magdalenenhof am Bisamberg und errichtete 1911 daneben eine Villa, die seiner Mutter als Altersitz diente.
1921 wurde Jedlesee in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, welche unter Rudolf Dengler AG firmierte. 1928/29 kam es in Folge der Weltwirtschaftskrise schließlich zur Fusion mit den Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering. Nach einem Aktientausch wurde sie 1930 stillgelegt und ihr Hauptaktionär Wolfgang Bosch bekam neben einem Aktienpaket ebenfalls einen Sitz im Verwaltungsrat. Er war der letzte Nachkomme einer Brauherrendynastie, die gemeinsam mit der verschwägerten Familie Dengler mehr als 100 Jahre in Jedlesee tätig gewesen war.
1978 wurden das alte Haus Prager Straße 84 und die ehemals zur Brauerei gehörigen Häusern Nummer 82 und 80 abgerissen, sie hatten sich zuletzt im Besitz der Glasfabrik Lutzky & Co. befunden. 1980 folgte auch der Bierlagerkeller. Das Haus Nummer 78 ist der letzte Überrest der Jedleseer Brauerei.
Das Brauhaus Jedlesee um 1955
*Der erste Stock im Wirtshaus am Spitz bot einen Schutzraum für die Anrainer, wenn die Donau wieder einmal über die Ufer trat. Ab 1887 diente das Lokal, das seine Gäste einfachheitshalber „Spitzwirtshaus“ nannten, außerdem auch als Gemeindehaus der Ortsgemeinde Floridsdorf und in den Jahren von 1894 bis 1901 der Großgemeinde Floridsdorf, die – ebenso wie die Reichshauptstadt Wien – immer noch in Niederösterreich lag. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man für Floridsdorf jedoch plötzlich größere Pläne. Sollte Wien wie beabsichtigt Reichsunmittelbarkeit erlangen, also direkt dem Kaiser unterstellt und damit von Niederösterreich getrennt werden, dann (so der Wunsch des Statthalters des Erzherzogtums Unter der Enns, Erich von Kielmansegg) sollte Floridsdorf die neue Hauptstadt von Niederösterreich werden. Da eine Landeshauptstadt in spe selbstverständlich auch ein repräsentatives Rathaus braucht, wurde das alte Wirtshaus geschliffen und zwischen 1901 und 1903 unter dem Floridsdorfer Bürgermeister Anton Anderer (1857 – 1936) das heutige Bezirksamt errichtet. Das viergeschossige Floridsdorfer Rathaus im barock-klassizistischen Stil nach dem preisgekrönten Entwurf der Architekten Josef und Anton Drexler besaß ursprünglich auch einen weithin sichtbaren Uhrturm, der im Zweiten Weltkrieg jedoch durch Bomben zerstört und danach nicht mehr wiedererrichtet wurde. In der Erdgeschoßzone sollten kleine Geschäfte und Lokale daran erinnern, dass an dieser Stelle einst ein Gasthaus stand.
Der „Viererzug“ – Führungsstil der Familie Mautner Markhof
/in Familienchronik /von Beate HemmerleinDDr. Dipl.Ing. Georg III. „Buwa“ Mautner Markhof (1904 – 1982)
Dipl.-Ing. Gustav Mautner Markhof (1909 – 1970)
Gerhard Mautner Markhof (1901 – 1971)
Manfred I. Mautner Markhof (1903 – 1981)
Als Georg I. Heinrich 1904 verstarb, ging das Unternehmen an seine Söhne Theodor I. und Georg II. Anton über, die in Folge als die eigentlichen Gründer des Mautner Markhof´schen Wirtschaftsimperiums anzusehen sind. 1913, nach der Fusion der Brauerei Sankt Marx mit Schwechat, wurde Georg II. Oberhaupt der Familie und seine Söhne Georg III. Heinrich „Buwa“ und Gustav I. übernahmen 1934, nach seinem Ableben, dessen Anteil. Theodor I., damals 65 Jahre alt, war zu diesem Zeitpunkt bereit, sich mehr und mehr aus dem Unternehmen zurückzuziehen und seinen Söhnen Gerhard und Manfred I. die Verantwortung zu übertragen. Diese vier Mautner Markhofs der vierten Generation, fast gleichaltrige Cousins, bildeten den sogenannten Viererzug und leiteten ab diesem Zeitpunkt das Familienimperium. Sie tagten einmal wöchentlich im Wiener Grand Hotel, waren in jeder Hinsicht gleichberechtigt und konnten nur einstimmige Beschlüsse fassen. Der Viererzug war sozusagen die Instanz, die die einzelnen Betriebe wirtschaftlich koordinierte und auch bestimmte, ob und welches Familienmitglied einen Posten im Unternehmen bekam. Gerhard und Gustav waren für den Brauereibetrieb zuständig, Manfred I. kümmerte sich um die Th & G Mautner Markhof GmbH und Georg III. um die Vereinigten Spiritus- und Hefefabriken.
Da es durch den Viererzug keine Einzelunternehmer mehr gab – zuvor waren die Geschäfte von Adolf Ignaz, Carl Ferdinand, Victor und Georg I. Heinrich autonom und patriarchalisch geführt worden – mussten alle Entscheidungen innerhalb einer Gruppe von Eigentümern ausverhandelt werden. Es sei zu erwähnen, dass, obwohl bis 1947 nicht einmal Protokoll geführt wurde, es nie auch nur eine einzige weitere Diskussion um einen einmal gefassten Beschluss gegeben hat. Diese erste Periode des Viererzuges endete formell im Sommer 1939, mit der Übersiedlung von Georg III. (Werder bei Potsdam) und Manfred I. (Berlin).
Ditha Moser, geborene Editha Mautner von Markhof
/in Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinEditha Mautner von Markhof, geboren 1883 in Wien, gestorben 1969 in Gumpoldskirchen, war das zehnte Kind von Carl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof und das dritte und letzte Kind mit seiner zweiten Gattin Editha Freiin Sunstenau von Schützenthal. Dank ihrer Mutter wuchs sie mit ihren beiden Schwestern Hertha (Jäger) und Magda (Grasmayr) für diese Zeit bereits sehr emanzipiert auf. Gemeinsam mit Schwester Magda besuchte sie die renommierte Kunstgewerbeschule, wo sie durch selbständiges künstlerisches Schaffen auffiel, das sie auch nach der Heirat mit Koloman Moser (1868 – 1918) fortführte. Sie entwarf u. a. Kalender, Grußkarten und Kartenspiele und beschäftigte sich mit Mode. Mit ihren Entwürfen setzte sie Statements zum Thema Lustobjekt kontra einer aufkommenden selbstbewussten Weiblichkeit, die sich der von der Gesellschaft zugewiesenen Rolle als passive, dekorative Frau ohne Individualität geschweige denn Kreativität, entzieht. Auch Klimts Unterstützung verhalf ihren Kreationen zu größerer Bekanntheit.
Besonders hervorzuheben ist ihr “Jugendstil Tarock”, welches 1906 entworfen wurde und von Joseph Glanz, Wien (später übernommen von Ferd. Piatnik) in der kleinen Auflage von nur 100 Stück, als Geschenk gedacht, erstmals gedruckt wurde. Bemerkenswert ist dieses Tarock deshalb, weil es Motive der Familie Mautner Markhof zeigt. Z. B. zeigt Tarock 18 den Sommersitz Schloss Rodaun, Tarock 19 ein Bildnis ihrer Mutter Editha Freiin Sunstenau von Schützenthal, Tarock 20 das alte Mautner Markhof-Brauereigelände im 3. Bezirk, Ecke Rennweg/Landstraßer Hauptstraße. Wieso jedoch wählte Editha für ihren Entwurf gerade das Spiel Tarock? Offensichtlich nahm sie ein Ereignis der Familiengeschichte zum Anlass, nämlich das große Fest der Goldenen Hochzeit Link zum neuen Blog Adolf Ignaz´ und Julie Marcellines Goldene Hochzeit von Adolf Ignaz und Marcelline, am 27. Juni 1881. Das Jubelpaar hatte zu dieser Zeit nicht weniger als 72 Enkelkinder, was dazu führte, dass Tarock mir lebenden Figuren gespielt werden konnte. Die Enkelkinder waren samt und sonders als ebensolche Spielkarten gekleidet. „Blattweise“ gruppierten sie sich durch Aufruf der dirigierenden Tarockspieler und wurden zu „Stichen“ zusammengeführt.“
Am 1. Juli 1905 heiratete sie Koloman Moser, jedoch bereits im Jahre 1918 starb, demselben Jahr, indem auch seine Wegbegleiter Otto Wagner, Gustav Klimt und Egon Schiele von uns gingen. Begraben ist er gemeinsam mit Editha auf dem Hietzinger Friedhof, nur wenige Meter vom Grabmal seines Schwiegervaters Carl Ferdinand entfernt.
In zweiter Ehe, ab 1919, war Editha mit dem Wiener Cafétier Adolf Hauska (1881 – 1929) verheiratet.
Editha (Ditha) Moser geb. Mautner Markhof
Editha Mautner Markhof in einem Kleid nach dem Entwurf ihres Mannes Koloman Moser
Editha (Ditha) Moser geb. Mautner Markhof, 1905
Ditha Moser Jugendstil-Tarock
Kolo Moser 1903
Editha (Ditha) Moser geb. Mautner Markhof in einem Kleid nach dem Entwurf ihres Mannes Koloman Moser.
Editha und Koloman Moser mit den Söhnen Karl und Dietrich
Verfasst von Beate Hemmerlein
Kleingartensiedlung Mautner Markhof
/in Allgemein /von Beate HemmerleinDie heutige Kleingartensiedlung Mautner Markhof entstand unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes Großjedlersdorf, auf den Gründen der Familie Mautner Markhof. 1946 wurden 84 Parzellen abgeteilt, vermessen und an Kriegsversehrte sowie an Eisenbahner verlost. Eine Baracke wurde gekauft, saniert und dient noch heute als Vereinshaus. Die teilweise bestehende Wasserleitung wurde mit Rohren, die aus der Lokomotivfabrik stammten, erweitert. Die Einfriedungen, hergestellt aus selbstgeflochtenen Gittern, sind teilweise heute noch vorhanden.
Der Vereinsname lautete: „Kleingartenverein ÖBB-Landwirtschaft Nr. 63“, die Gesamtfläche betrug 30.397 m2 und die Pacht betrug öS 2.735,73 (10 g/m²), entspricht EUR 199,00. Die erste protokollierte Sitzung fand am 22. Jänner und die erste Generalversammlung am 29. Februar 1948 statt. Der erste Vereinsobmann Johann Seidl bekleidete dieses Amt 20 Jahre lang.
Waren die Parzellen anfangs noch als Grabeland ausgewiesen, um durch Anbau von Obst, Gemüse, Wein und der Zucht von Hühnern und Hasen die Lebensmittelknappheit zu lindern, so entwickelte sich auch diese Anlage im Laufe der Jahre zum Erholungsgebiet mit vereinsmäßiger Verwaltung. Doch blieb sie auch über den Beschluss des Kleingartengesetztes von 1958 hinaus weiterhin als „Grabeland“ tituliert. Das im Jahr 1961 von Mautner Markhof gestellte Kaufangebot über öS 60,00/m² bzw. öS 1,8 Mio. für das gesamte Areal konnte von den Pächtern aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht wahrgenommen werden, so wurde das Grundstück von der Gemeinde Wien gekauft.
Da seit dem Jahr 1950 eine Verbauungsplanung für das Grundstück bestand, mussten die Pächter in den folgenden Jahrzehnten immer wieder befürchten, dass sie zugunsten von Wohnbauvorhaben weichen mussten. Für diesen Fall waren Ersatzgründe zugesagt. Im Jahr 1974 wurde die Koloniestraße um 2 Meter verbreitert, Flächen der Anlage mussten dafür abgetreten werden. 1976, nach dreißigjährigem Bestehen, wurde elektrischer Strom eingeleitet und auch der Übertritt von der ÖBB-Landwirtschaft zum Zentralverband mit 1.1.1977 war beschlossen. Der Vereinsname wurde somit auf „Kleingartenverein Mautner Markhof“ geändert, für den Dr. h. c. Manfred I. Mautner Markhof am 19. März 1978 den Ehrenschutz übernahm. Ab dem Jahre 1985 fungierte der Zentralverband als Generalpächter und die Vereinsmitglieder als seine Unterpächter. 1987 wurde ein Gestaltungskonzept erstellt und weitergeleitet. Um die, für die Realisierung der Widmung unbedingt erforderlichen Infrastrukturen zu schaffen, beschloss der Gemeinderat am 28. Juni 1995 die Widmung „Erholungsgebiet-Kleingarten für ganzjähriges Wohnen (Eklw)“. So konnten 1996 und 1997 der Abwasserkanal und eine Gasleitung hergestellt werden. Schließlich wurde auch eine Wegbeleuchtung, angeschlossen an die Straßenbeleuchtung, installiert.
Kleingartensiedlung Mautner Markhof, Hopfengasse 63, Wien Floridsdorf
Widmung von Manfred I. Mautner Markhof an den „Kleingartenverein Mautner Markhof“
Das Mautner Schlössl
/in Georg II. Anton Mautner von Markhof /von Viktor Mautner MarkhofDas Mautner Schlössl um 1910
Mautner Schlössl Gartenseite 1955
Das von Georg I. Heinrich Ritter Mautner von Markhof im Jahr 1900 für seinen Sohn Georg II. Anton errichtet Gebäude war ursprünglich im sezessionistischen Stil erbaut, wurde jedoch von ihm nach dem Tod seines Vaters 1909/10 barockisiert und das ursprünglich flach gedeckte Dach zum heutigen Walmdach abgeändert. Ebenso wurde der seitliche Trakt, indem ursprünglich die Stallungen untergebracht waren, aufgestockt. Seither heißt der ehemalige Familiensitz im Volksmund „Mautner Schlössl“. Hinter dem Wohnhaus mit dem weitläufigen Park befand sich der Wirtschaftshof mit Garagen und Stallungen. Auf dem Areal des heutigen Pollak-Hofes waren Trainingsbahn und Koppel für die Traberpferde von Bruder Theodor I.. Georg Anton starb 1934 und seine Witwe Emilie (geborene von Reininghaus) zog erst nach Gaaden, als 1944 die ersten Bomben über Floridsdorf abgeworfen wurden. Nach dem Krieg wurde das Gebäude von der Gemeinde gekauft und diente vorerst als Ersatz für das schwer beschädigte Amtshaus. 1953 übersiedelte dann das Heimatmuseum in die Räumlichkeiten und seit 1960 dient der 1. Stock des wunderschönen Hauses auf der Prager Straße 33 dem Stadtteil Floridsdorf als Bezirksmuseum. Noch heute zieren die Wappen der Familien Mautner Markhof und Reininghaus den Haupteingang.
Die Wappen derer Mautner von Markhof (links) und von Reininghaus (rechts) über dem Eingang des Mautner Schlössls
Wer Lust auf eine Besichtigung hat, dem stehen jeden DI 15:00 – 18:00 und SO 09:30 – 12:30 die Tore offen. Fragt man nach dem Leiter, so erklärt er sich Familienmitgliedern gegenüber gerne bereit, die Unterlagen über Mautner Markhof und die Brauerei zu zeigen, die das Archiv beherbergt. Es handelt sich in erster Linie um etwa 40 – 50 Fotografien mit alten Aufnahmen der Brauerei zum St. Georg und des Mautner Schlössls. Dazu gibt es noch ein paar Seiten Text in einer Broschüre, sowie einige Plakate, die für eine Ausstellung verwendet wurden.
Heimatmuseum Frontseite, 2013
Heimatmuseum Parkseite, 2013
Gedenktafel im Mautner Schlössl
Gedenktafel im Mautner Schlössl
Verfasst von Viktor Mautner Markhof
Gedanken zu Georg Heinrich
/in Familienchronik /von Viktor Mautner MarkhofWas Georg Heinrich betrifft so wird er immer überall quasi als „erster Retter der Familienbetriebe“ angeführt, aber wenn man sich überlegt, was damals eigentlich so alles passiert sein muss, dann war er sichtlich auch ein Schlitzohr. Was meiner Ansicht nach nie ausgesprochen wird, aber durchaus so gewesen sein könnte: Adolf Ignaz verbietet Georg Heinrich Brauer zu werden, obwohl er dafür ausgebildet wird. Dann muss er die Mälzerei und eine Hefeproduktion mit Zustimmung seines Vaters führen, kaum stirbt der Vater 1889, verkauft er 1890 – also nur ein Jahr danach – die Mälzerei an seinen Bruder Carl Ferdinand und macht selbst 1892 – also wiederum nur wenig später – eine Brauerei auf. C. F. muss zur selben Zeit seine 9 Geschwister auszahlen, was Unsummen kostet, gleichzeitig macht ihm G. H. schon Konkurrenz auf dem Biermarkt, unter anderem mit dem Geld, das er aus dem Verkauf der Mälzerei und vielleicht auch aus dem Erbe erhalten hat. Kurz darauf (1896) erschießt sich C. F. und sein Sohn Victor muss das Unternehmen weiterführen, aber gleichzeitig und irgendwie im Schock seine 9 Schwestern ausbezahlen. Das kostet schon wieder Unsummen, wobei der Betrieb eigentlich ganz gut läuft – zumindest bis 1910. Als G. H. 1904 stirbt dürfte finanziell bei V. schon einiges im Argen gewesen sein und G. H.s Söhne machen weiter Konkurrenz. Am Ende muss wohl Victors Spielsucht, die Pferde und was da sonst noch alles viel Geld gekostet hat dem Ganzen ein Ende gemacht haben. Alles sehr spannend!
Georg I. Heinrich Mautner von Markhof
Verfasst von Viktor Mautner Markhof
Die Erfindungen des Adolf Ignaz Mautner
/in Adolf Ignaz Ritter Mautner von Markhof /von Beate HemmerleinAls Adolf Ignaz Mautner das St. Marxer Brauhaus in Pacht übernahm und nach mehrjährigem Stillstand wieder Instand setzte, war das Wiener Bier das qualitativ schlechteste in ganz Mitteleuropa und der Konsum desselben daher ein höchst geringfügiger. Dazu gesellte sich noch der Umstand, dass der außerordentlich billige österreichische Wein der Bierindustrie ebenfalls zusetzte.
Die Wiener Brauer erzeugten ein meist obergäriges Bier. Dies alleine nicht nur deshalb, weil dessen Herstellung viel einfacher war, als die des viel besser schmeckenden Untergärigen, sondern auch hauptsächlich deswegen, weil das obergärige Bier das ganze Jahr über erzeugt werden konnte. Unterhefebier hingegen konnte mit Sicherheit nur während der kalten Jahreszeit hergestellt werden. Sowohl das ober- als auch das untergärige Bier wurden damals direkt vom Brauer, so wie sie aus der Gärung kamen, das heißt, samt der Hefe, ohne sie früher ablagern zu lassen, den Wirten zugeführt. Da man außerdem von der Voraussetzung ausging, dass starke Kälteeinwirkung dem Bier Schaden zufügen müsse, so hütete man sich davor, im Brauhaus oder Wirtskeller, Eis einzulagern. Selbst wenn der Brauprozess noch so gelungen war, so bedeutete dies, dass die schlussendliche Qualität des zum Ausschank gelangenden Bieres, dann einzig und alleine von der zufälligen Temperatur des Wirtskellers abhing.
Das durch seine Erfindungen erzeugte kalte Bier sorgte – selbst in dem inmitten der Weinberge gelegenen Wien – für den unaufhaltsamen Aufstieg des Getränkes und somit der gesamten Brauindustrie. Durch diese durchgreifenden Verbesserungen wurde aus dem stagnierenden Brauereigewerbe eine Großindustrie ersten Ranges geschaffen und die Jahrzehnte ab 1840 werden deshalb als das goldene Braujahrhundert Wiens bezeichnet. Der Siegeszug des Bieres konnte nicht mehr gestoppt werden.
Abzugsbier
Adolf Ignaz wagte es, gleich nach der im Jahre 1840 erfolgten Eröffnung seiner Brauerei, mit der Tradition zu brechen und legte bereits im Winter 1841, als erster in Wien, einen bedeutenden Eisvorrat in seinen Brauhauskellern an. Unter der Einwirkung dieses Eises ließ er nun obergäriges Bier ablagern, welches er von den Gärbottichen in große Lagerfässer pumpen („abziehen“) ließ, in denen der Gärprozess beendet wurde. Somit blieb den Wirten das Nachgären in den Kellern erspart, ihnen konnte 1842 ein Bier geliefert werden, das Hefe frei, klar und eiskalt, also unmittelbar konsumfähig war.
Der Erfolg war deshalb so außerordentlich, da nun den Leuten – gerade in der warmen Jahreszeit, in der der Bedarf am höchsten ist – erstmals ein kühles, köstliches Bier geboten werden konnte. Nichts desto trotz war es Adolf Ignaz bewusst, dass der zukünftig gewünschte vermehrte Bierkonsum nur durch die Erzeugung des viel beliebteren untergärigen Bieres gewährleistet würde, und wenn dies zu allen Jahreszeiten konsumiert werden konnte. Es galt also die winterlichen Bedingungen während des ganzen Jahres über zu erhalten. So versorgte er sich mit bedeutenden Eismengen zum Zwecke
Eiskühlapparat für die Bierwürze
Nach vielen langandauernden Versuchen glückte ihm bereits im Jahr 1842 die Erfindung eines Eiskühlapparats, in welchem die Bierwürze in dünnen Röhrchen einen möglichst langen Weg durch entgegenströmendes Eiswasser zurücklegen musste, bis sie jenen niederen Wärmegrad erreicht hatte, der als Anfangstemperatur zur Gärung im Bottich erforderlich war. Dieses völlig neue Kühlsystem, das dem Bier eine gleichbleibende Lagertemperatur sicherte, ließ er sich als Normal-Bierlagerkeller System Mautner patentieren. Durch den dadurch verringerten Eisbedarf konnte er den ganzen Sommer hindurch mit dem Natureisvorrat auskommen, und die Wirte bereits ab 1843 mit untergärigem Bier beliefern.
Das Eis entnahm er zuerst dem heute noch nach ihm benannten Arm der Alten Donau, dem Mautner-Wasser im Wiener Prater, von dem aus er 1856 eine Nutzwasserleitung in die Brauerei baute. Außerdem sicherte er sich ein Wasserrecht am Wiener Neustädter Kanal, dessen Wasser eine sehr gute Qualität hatte, da es aus dem Quellgebiet der Leitha und der Schwarza nach Wien kam.
Wasserkühlapparat
Da die ausschließliche Benutzung des Eises sehr teuer war, konstruierte er 1843 nach seinen Plänen einen Wasserkühlapparat, der in die Hauptwasserleitung eingefügt wurde. So wurde es möglich die Bierwürze auch durch Brunnenwasser, je nach dessen Temperatur, bis auf 13°C abzukühlen, sodass der eigentliche Eiskühlapparat nur mehr weitere plus 6°C abkühlen musste. Da man dieses Wasser darüber hinaus auch zu Brauzwecken und zur Kesselspeisung einsetzen konnte, war die neue Kühlmethode nicht nur kostenfrei, sondern gegenüber der Eiskühlung auch noch gewinnbringend.
Eisschwimmer zur Temperaturregulierung während der Gärung
Trotz Sommertemperatur und der durch den Gärungsprozess eintretenden Erwärmung musste das Bier auf einer Temperatur von maximal 7°C gehalten werden. Dieses Problem löste Adolf Ignaz durch die Erfindung der zylinderhutförmigen, mit Schwimmschüsseln versehenen sogenannten Eisschwimmer. Die Tatsache, dass sich in Folge jede Brauerei der Erde derselben Form bediente, lässt auf Ihre Vollkommenheit schließen.
Lagerkeller
Um die Umstände der Sommerbrauerei rundum verbessern zu können, mussten in erster Linie auch die Lagerkeller optimiert werden. Während ihnen durch die eingebrachten Biervorräte permanent Wärme zugeführt wurde, war es doch erforderlich, eine stets gleichbleibende Temperatur zu behalten. Dies konnte nur durch Einlagerung von Eis erzielt werden. Das Problem das sich stellte war, dass die Eisgruben sich stets entweder tiefer als die Kellersohle, oder aber an den äußersten Enden in halber Höhe der Keller befanden. Dadurch wurde die Wirkung von fünf der sechs Flächen des kubischen Eiskörpers an die Erdwände verschwendet, während die warme Luft, die sich am Kellergewölbe sammelte, die höher gelegenen Bierlager-Fässer erwärmte. Bei dieser Anordnung konnte das Eis nie effizient genutzt werden. Diese Missstände beseitigte Adolf Ignaz, indem er im Jahre 1858 den ersten, nach einem ganz neuen System angelegten Lagerkeller erbaute, mit dem er auch die Kosten optimierte: Er sorgte für vollkommene Isolierung von der Erdwärme und positionierte Ventilationskanäle so, dass im Winter bereits deren bloßes Öffnen genügte, um die Keller- mit der Außentemperatur vollkommen auszugleichen. Auch brach er vollständig mit dem bisherigen System der Eisgruben und ersetzte sie durch sogenannte Eishäuser, mit Eis gefüllte Repositorien, die oberhalb der Kellergewölbe gelagert waren. Durch in den Kellergewölben angebrachte offene Spalten, traf die aus dem Keller aufsteigende warme Luft auf den Eisklotz und sank, dadurch abgekühlt und somit schwerer geworden, wieder zu Boden. Diese Konstruktion sparte auch einen Vorkellerraum und verbesserte die Anlage der Fässer-Magazine über dem Eis-Haus. Er konstruierte einen Lagerkeller, der durch richtig angebrachte Eismassen trotz permanenter Wärmezufuhr dennoch in seiner Temperatur stabil bleibt, den ersten Lagerkeller mit obenauf situiertem Eisraum. Wiener Salonblatt, 1873, Seite 404
Lagerung von Spiritus
Als Adolf Ignaz im Jahre 1853 einem Geschäftsfreund aus seiner alten Heimat sein Etablissement zeigte und ihn im Hof herumführte, bemerkte dieser die große Menge der mit Spiritus gefüllten aufgestapelten Fässer. Obwohl er den Wert der eingelagerten Waren bewunderte, konnte er die Bemerkung nicht unterdrücken, dass er selbst sich ständig davor fürchten würde, dass ein eventueller Brand das so große Vermögen vernichten könnte. Dieser Ausspruch ließ Adolf Ignaz nicht mehr zur Ruhe kommen bis er Abhilfe fand, indem er die ersten eisernen Reservoirs anfertigen ließ. Auch diese Erfindung erlangte für die gesamte Spiritusindustrie höchste Bedeutung, da sie nicht nur die Feuersicherheit gewährleistete, sondern auch den ungeheuren Schwindungen vorgebeugte, welchen der Spiritus durch längere Lagerung ausgesetzt war. Bis zu diesem Zeitpunkt war eine längere Aufbewahrung von Spiritus unmöglich und somit dieser Artikel für Spekulationen völlig ungeeignet gewesen. Danach fand man die eisernen Reservoirs in allen Docks und Lagerhäusern, man konnte in ihnen den zeitweiligen Überfluss an Ware ohne Verlust bis zum wiedereintretenden Bedarf aufbewahren sowie jede beliebige Qualität mittels Bahn ohne Verlust befördern.
Mais anstelle des Roggens für die Hefe- und Spiritusfabrikation
Bis zum Jahr 1850 war das Grundmaterial der Presshefeerzeugung neben Malz ausschließlich Roggen. Als Hauptnahrungsmittel des Volkes war diese Getreideart jedoch ungeheuren Preisschwankungen unterworfen, denen sich der Presshefepreis nicht immer nahtlos angleichen konnte, wenn die kaufmännische Absatzentwicklung nicht permanent darunter leiden sollte. Mit der Entdeckung, dass man Mais als Ersatz für Roggen bei Presshefe und Alkohol verarbeiten konnte, bewirkte er ebenso eine Einsparung des als Volksnahrung so notwendigen Getreides, wie auch eine Verbilligung und Preisstabilität der Presshefe. Mais wurde damals in Ungarn nur so viel angebaut, als dies für die Deckung des Hausbedarfes für notwendig erschien. Daher mussten anfangs, die zur Presshefefabrikation benötigten größeren Mengen aus der Walachei eingeführt werden. Dadurch, dass Adolf Ignaz an Stelle des Roggens für die Hefe- und Spiritusfabrikation Mais verwendete, setzte er den Impuls, dass nun auch größere, bish dahin brachliegende Flächen, mit Mais bebaut wurden, und so der ungarischen Landwirtschaft ein neuer Absatzmarkt erschlossen war.
Mautner Markhof Filterhefe-Verfahren / Vakuum-Verfahren Mautner
Nach Beendigung des Gärvorganges wurde aus der Maische die Hefe mittels großer Separatoren durch Zentrifugieren als Heferahm gewonnen und auf rotierenden Vakuumfiltern nach dem weltweit als ,,Mautner Markhof-Filterhefe-Verfahren“ bekanntgewordenen System entwässert. Hierbei wurde die Außenseite einer löchrigen Trommel mit einem Filz überspannt. Während die Trommel langsam gedreht wurde, floss die flüssige Hefe auf den Filz; durch die Drehung der Trommel und die Schwerkraft konnte das Wasser durch den Filz in die Innenseite der Trommel entweichen (der Filz saugte das Wasser mit der Hefe auf und das Wasser wurde durch die Schwerkraft in die Trommel gesogen). Die Hefe blieb auf der Außenseite des Filzes haften und wurde dann mittels einer Leiste auf der anderen Seite der Trommel abgeschabt. So konnte nach Adolf Ignaz´ Plänen die Hefe vom Wasser separiert und Halbtrockenhefe gewonnen werden, die danach in Stangen gepresst (wodurch noch mehr Wasser entweichen konnte) und als gepresste Hefe verpackt wurde.