Tief beeindruckt vom Interesse und den profunden Recherchen und Kenntnissen aller Vortragenden, bedankt sich Theodor Heinrich Mautner Markhof bei allen Organisatoren und Sponsoren der internationalen wissenschaftlichen Konferenz zu Ehren seines Ururgroßvaters Paul Kupelwieser. Die Familie Mautner Markhof ist dem kroatischen Staat und lokalen Management gegenüber sehr dankbar für die verantwortungsvolle Fürsorge, Pflege und Instandhaltung ihres Erbes.
„Wir bedanken uns herzlich bei ALLEN für ihr Interesse und Engagement an Brioni, das nicht nur ein schöner Teil des heutigen Kroatiens ist, nicht nur das Erbe eines Mannes, einer Familie, sondern auch ein Denkmal der Geschichte und ein Zeugnis dessen, was ein Mensch zustande bringen kann, wenn er Vision und Willenskraft und – natürlich – die notwendigen Ressourcen, verfügt.“ Theodor Heinrich Mautner Markhof
Anlässlich des 100. Todestages von Paul Kupelwieser (1843 – 1919) veranstalteten die Universitätsbibliothek und die Fakultät für Interdisziplinäre, italienische und kulturelle Studien der Universität Juraj Dobrila in Pula (Kroatien) mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums in Zagreb im Herbst 2019 eine zweitägige internationale Tagung zu Ehren jenes Österreichers, dessen Name untrennbar mit den Brionischen Inseln verbunden ist. Ziel der Tagung, an der Referenten / Innen aus Kroatien und Österreich teilnahmen, war es, Paul Kupelwiesers Werk und Wirken im Süden Istriens mit besonderem Augenmerk auf Brioni in den verschiedensten Aspekten darzustellen, gleichzeitig aber auch dessen Bedeutung für den modernen Tourismus auf Brioni herauszuarbeiten. Dementsprechend vielfältig ist der Themenkreis, in dem die vorliegenden Beiträge angesiedelt sind. Er reicht von Wissenschaft und Technik über Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik bis hin zu Wirtschaft und Tourismus und spiegelt damit auch die facettenreiche Persönlichkeit Paul Kupelwiesers wider.
Mira Pavletić, Dipl. Ing. Arch. / Leiterin der Abteilung für Kulturdenkmalschutz in der öffentlichen Einrichtung Nationalpark Brijuni
Künstler und ihre Werke während der Epoche Paul Kupelwieser
Gleich nach dem Kauf der Insel (1893) initiierte Paul Kupelwieser intensive Bauvorhaben, welche als notwendige Basis für den wirtschaftlichen Erfolg angesehen wurden. Von der Errichtung des ersten Hotels „Brioni“ bis zur Eröffnung des letzten Hotels „Neptun III.“ vergingen etwa fünfzehn Jahre und die Anzahl der Zimmer stieg auf 300 an. Zahlreiche Säle, Restaurants, Lese- und Kartenspielsalons der neuen Hotels, Sakralräume sowie angelegte Parks und Promenaden sollten gebührend mit modernen Gemälden und Skulpturen ausgestattet werden.
Trotz seiner Ausbildung als Techniker (Ingenieur des Hüttenwesens) war er auch der Sohn des angesehenen Malers Leopold Kupelwieser, und besaß somit hohe Sensibilität für Kunst und ihre Bedeutung. So war es kein Zufall, dass sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele bildende Künstler, unter ihnen die renommiertesten Vertreter der wichtigsten drei Wiener Kunstströmungen, auf Brioni einfanden. Hugo Charlemont, Mitglied der Gruppe Künstlerhaus; Paul Ress, Mitglied der Künstlergruppe Hagenbund; der Maler und Bildhauer Josef Engelhart, einer der Begründer der Wiener Secession, sowie viele weitere. Als Resultat einer Auftragsarbeit kam auch ein Werk des in jener Zeit bedeutendsten österreichischen Künstlers der monumentalen Plastik, Caspar Clemens von Zumbusch, auf die Insel.
Doz. Dr. Nataša Urošević / Universität Juraj Dobrila in Pula
Brioni als Destination des Kultur-, Gesundheits- und Ökotourismus. Wie auf bestehender Tradition eine nachhaltige Zukunft aufgebaut werden soll.
In dieser Arbeit wurden die innovativen Modelle touristischer Valorisation von besonders wertvollen Kulturlandschaften elaboriert, die sich für einen integrierten Zugang zur Betreuung der Kultur- und Naturgüter durch nachhaltige und verantwortungsvolle Formen des Wirtschaftens einsetzen. Dies impliziert ein Konzept, welches das Kultur- und Naturerbe, sowie die begrenzten Raumressourcen ins Zentrum der nachhaltigen Entwicklungsplanung der Erbengemeinschaft, stellt. Sie ist es, die für nachhaltige Valorisierung verantwortlich zeichnet, vor allem durch verantwortungsvolle Anpassung des zeitgemäßen Tourismus an die lokalen Gegebenheiten und Traditionen. In dieser Arbeit wurden die Resultate langjähriger historischer Forschung mit strategischen Visionen synthetisiert. Besondere Erwähnung verdienen dabei die Entwicklungskonzepte und Pläne Paul Kupelwiesers (1843 – 1919). Aufgrund von Archivmaterial der Sammlung Kupelwieser konnten seine sehr ambitionierten – und auch heute noch aktuellen – Entwicklungsprojekte hinsichtlich Gesundheits-, Kultur– und Ökotourismus dargestellt werden.
Diese Recherchen setzten sich aus kulturgeschichtlicher Analyse, Archiv- und Terrainforschung, der Überprüfung aktueller theoretischer Literatur und der Prüfung tourismusstrategischer Dokumentationen des europäischen Raums zusammen. Hauptaugenmerk dabei lag auf Gesundheits-, Kultur-, Kongress-, Sport- und Ökotourismus sowie dem Segment Nationalparks. Ergebnis war ein Entwicklungsmodell, das alle modernen Anforderungen integriert und die bisherige Tradition nachhaltig voll bewahrt.
Dr. Jasenka Kranjčević / Institut für Tourismus, Zagreb
Paul Kupelwieser: Architektur und Baukultur des Brioni-Archipels
Das Potential einer touristischen Anlage und ihr Entwicklungspotential für Fremdenverkehr kann man auch anhand der Beziehung des Besitzers/Investors zu Architektur und Baukultur erkennen. Für Erschaffung und Inbetriebnahme sind die Sicherung einer gesunden Umwelt, die Errichtung von Infrastruktur (Straßen, Häfen, Flughäfen), sowie die Auswahl von entsprechend geeigneten Architekten essentiell notwendig. Der Erfolg einer Urlaubsdestination setzt neben zielgruppenadäquaten Unterkünften ebenso andere offene und geschlossene Räumlichkeiten wie Unterhaltungs-, Erholungs-, Bildungseinrichtungen usw. voraus. Dabei dürfen auch Wohn- und Arbeitsräume für das Personal, sowie Lager für Verpflegung und sanitäre Artikel nicht vergessen werden.
Anlässlich des 100. Todestages von Paul Kupelwieser beschäftigte sich der Hauptteil dieser Arbeit mit dessen Verhältnis zur touristischen Architektur des Archipels, d. h. mit den Anfängen der Fremdenverkehrsentwicklung. Sein Zugang zu baulichen Maßnahmen und deren Umsetzungen wurde in einer chronologischen Auflistung (1893 bis 1919) anschaulich dargestellt. Egal ob zum weltlichen, sakralen, industriellen, landwirtschaftlichen, bildungsbezogenen, infrastrukturellen oder verkehrsbezogenen Zwecke, sowie weiters dem Sport, der Erholung, der Unterhaltung oder dem Handels-, Militär- oder Gesundheitswesen dienend – alles trägt seine persönliche Handschrift und lässt auf seinen Zugang schließen. Es ist erkennbar, dass seine Managementerfahrung, die er bei der Führung eines großen Fabrikbetriebes, den Witkowitzer Stahlwerken, gesammelt hatte, bei der Planung des Archipels mit eingeflossen ist.
Eindeutig war alles dem Bedürfnis der höheren Gesellschaftsschichten gewidmet. Die Analyse, der am Anfang des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts realisierten und nicht realisierten Vorhaben ergab, dass hier bereits der aufkeimende Massentourismus breiterer Bevölkerungsschichten mitberücksichtigt wurde (Bau eines Hotels mit 100 Zimmern). Selbst im reiferen Alter hatte Paul Kupelwieser noch den Zeitgeist verstanden und auf ihn reagiert.
Dr. Alida Perkov / emeritierte Hochschullehrerin
Kupelwiesers wirtschaftliches Wirken im regionalen Umfeld von Brioni und seine Pläne für die weitere ökonomische Entwicklung Süd-Istriens.
Neben seinen enormen Investitionen auf den Brionischen Inseln hinterließ Paul Kupelwieser auch Spuren in der unmittelbaren Umgebung, beziehungsweise im Süden Istriens. Davon zeugen nicht nur schriftliche und mündliche Überlieferungen, sondern es wurden konkrete materielle Spuren hinterlassen. Um einen kommerziellen Hafen zu bauen, kaufte er ein Grundstück in Medulin. Im heutigen Bereich der Gemeinde Ližnjan, in Valtura (er war mit den besser situierten Einwohnern von Ližnjan befreundet, lud sie oft nach Brioni ein, oder ging mit ihnen auf der Insel Levan jagen), investierte er in ein Stück Agrarland, das landwirtschaftlich modern bebaut werden sollte. Auch stiftete der Philanthrop den Altar für die kleine Kirche der Mutter Gottes von Kuj (ebenfalls Ližnjan).
Dr. Laura Čuperjani / Außerordentliche Professorin, Akademie für Musik, Universität Juraj Dobrila, Pula
Petra Horvat, M.A. / Künstlerorganisation PODIUM
Das Musikfestival „Podium“ Brijuni/Fažana – von der Idee bis hin zur Verwirklichung
Kultur und kulturelle Überlieferung sind für die Attraktivität eine Fremdenverkehrsregion von großer Bedeutung. Nicht selten stellt das kulturelle Angebot für die Besucher ein wesentliches Entscheidungskriterium für die Auswahl eines Urlaubszieles dar. In ganz Kroatien sind Musikfestivals und ähnliche Veranstaltungen ein wichtiger Teil des kulturellen Angebots. Zu den bedeutenden Festivals mit langer Tradition sind viele kleinere mit neuartigen Konzepten und Inhalten hinzugekommen. Das Kammermusikfestival PODIUM ist bereits seit elf Jahren in sechs europäischen Ländern aktiv: Deutschland, Österreich, Norwegen, Spanien und Island, ab 2015 auch in Kroatien. Die Grundidee des Festivals ist die offene Zusammenarbeit verschiedener Künstler durch Werkstätten, Aufführungen und andere Aktivitäten, deren Resultate später in Konzerten an sehr inspirierenden und attraktiven Orten präsentiert werden können – so auch der Nationalpark Brioni. Dort liegt die Betonung auf den Werken kroatischer Komponisten, auch wirkt das Umfeld inspirierend auf neues Schaffen. Im Gedenkjahr des Todestages von Paul Kupelwieser vereinte die ansässige Komponistin Laura Mjeda Čuperjani Elemente der Vergangenheit mit aktuellen Erzählungen zu einem eigens kreierten Musikstück.
Aleksandra Rotar / Universität Juraj Dobrila in Pula
Der Einfluss der bildenden und musikalischen Künstler auf den von Kupelwieser entwickelten Tourismus
Die bürgerliche Epoche zwischen 1815 und 1848/1849, vom Wiener Kongress bis zur Revolution, welche die Habsburger Monarchie und Mitteleuropa erschütterte, war eine unruhige und turbulente Zeit. Das Ende des damaligen Europa war vorauszusehen. Das Volk forderte Presse-, Rede- und Meinungsfreiheit. Nach der Französischen Revolution übernahm das Bürgertum in Wien die führende Rolle im kulturellen Bereich des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere durch die Gründung des Vereins zur Förderung der bildenden Künste. Man wollte den Künstlern durch Aufträge helfen, ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die künstlerische Strömung Biedermeier entstand aus dem Wort Bieder (Spießer), das im deutschen Kulturmilieu Kleinbürger bedeutet und eine intellektuell begrenzte Person beschreibt, deren Geistesleben selten die Grenzen ihrer elementaren Bedürfnisse überschreitet. Ausgerechtet mit solchen Menschen und Themen beschäftigten sich die Künstler jener Zeit. Der bekannte Industrielle Paul Kupelwieser machte das vernachlässigte, von Malaria betroffene Archipel Brioni (heute Brijuni) zu einem der prestigeträchtigsten touristischen Zentren Europas. Spontan und visionär brachte er vor einem Jahrhundert die führenden bildenden und musikalischen Künstler aus dem Milieu, in welchem er aufwuchs, auf die Inseln.
Prof. Dr. Bernhard Franković /Abteilung für technische Studien, Universität Juraj Dobrila in Pula
Kupelwiesers Anwendung moderner technischer Errungenschaften auf Brioni
Paul Kupelwieser (1843 – 1919) wurde in Wien geboren, wo er das Studium des Bergbaus (Montanistik) abgeschlossen hatte. Nach einer 28 Jahren langen und sehr erfolgreichen professionellen Laufbahn als Ingenieur und Manager für die Gewinnung von Metallen in den Hütten der Habsburger Monarchie, quittierte Kupelwieser seinen Dienst und kam nach Pula, wo er 1893 das Brioni-Archipel mit der Idee kaufte, die Inseln in einen modernen mondänen Urlaubsort zu verwandeln, zu einem Treffpunkt der Haute Volée. So wandte sich der Geschäftsführer, der die Stahlhütten in Teplitz und Witkowitz (Tschechien) vor der Pleite rettete und sie zu profitablen Betrieben machte, in seinem fünfzigsten Lebensjahr völlig neuen Aufgaben zu. Schon beim Ankauf des Brioni-Archipels hatte er folgende Visionen: Sanierung der sumpfigen Gebiete, Bau entsprechender Infrastruktur und eines kleinen Hafens (der kleine Hafen in Fažana war für das Anlegen von Schiffen unsicher und daher unpassend), Anreicherung der Pflanzen- und Tierwelt, gartenbauliche Maßnahmen, (insbesondere die Pflege der autochthonen Pflanzen), Errichtung eines Hotels mit dem dazugehörigen ganzjährigen touristischen Angebot. Sein besonderes Interesse galt den hiesigen archäologischen Grabungen und der Restaurierung/ Konservierung der antiken Funde. Als Ingenieur erkannte er gleichermaßen die Herausforderungen, die auf ihn warteten: Versorgung des Archipels mit Wasser, Waren, Material und schließlich auch Touristen.
Anhand der Beispiele Hafenbau, Schiffsflotte, Trinkwasserversorgung und Elektrizität wurden die enorm komplexen Ingenieursleistungen dargestellt, für deren Projektplanung und -leitung Paul Kupelwieser persönlich, mit Hilfe der damals modernsten technischen Errungenschaften, verantwortlich zeichnete.
Dr. Bruno Dobrić / Bibliothek der Universität Juraj Dobrila in Pula
Das Projekt „Brioni Insel-Zeitung“ und die anderen von Paul Kupelwieser veröffentlichten Publikationen
Nach der erfolgreichen Malariabekämpfung durch Dr. Robert Koch und sein Team (1901/02), richtete Paul Kupelwieser seit den Jahren 1903/04 sein Augenmerk auf die Entwicklung des Gesundheitstourismus: die Errichtung eines Hotels, den Bau einer unterseeischen Wasserleitung und die Verbesserung der Verkehrsverbindungen. Ebenso wollte man potenzielle Gäste aus den Gebieten der Habsburger Monarchie, Deutschlands und anderer Länder über die Naturschönheiten des Archipels, sein reiches kulturelles Erbe, die günstigen klimatischen und gesundheitsfördernden Bedingungen, sowie über die zahlreichen sportlichen Möglichkeiten und sonstigen Unterhaltungsprogramme informieren.
Entwicklung von Tourismus als moderne wirtschaftliche Unternehmenstätigkeit inkludierte die Herausgabe einer Zeitung mit obligatorischer Liste der Kurgäste (Kurliste) und anderer Veröffentlichungen. Solche Maßnahmen können bereits als Anfänge der touristischen Werbung für die neugegründeten Kur- und Badeorte an der adriatischen Ostküste betrachtet werden. Da sich zu dieser Zeit der Fremdenverkehr in Mitteleuropa vorwiegend als Gesundheitsförderung für die vermögenden Gesellschaftsschichten positionierte, fokussierte sich Paul Kupelwieser darauf die heilkräftigen und wohltuenden wissenschaftlich erwiesenen Fakten zu promoten. Ebenso wurden die Naturschönheiten von Schriftstellern, die als Mitarbeiter des Blattes gewonnen werden konnten, ausführlich und stimulierend geschildert. Bebildert waren die Texte mit zahlreichen Fotos und Veduten bedeutender Maler, die sich auf dem Archipel aufhielten.
Neben illustrierten Brioni-Reiseführern, die wertvolle kulturgeschichtliche und wissenschaftliche Studien enthielten – Resultate der Untersuchungen, die Wissenschaftler auf Einladung von Kupelwieser durchgeführt hatten – diente die Brioni Insel-Zeitung von 1910 bis 1914 der regelmäßigen literarisch-wissenschaftlichen Promotion. Durch die Anstellung eines professionellen Redakteurs und das Engagieren zahlreicher Mitarbeiter – Schriftsteller, Wissenschaftler, Fotografen und Maler – sowie durch moderne graphische Techniken, taten sich die Brioni-Zeitung und die anderen sonstigen Publikationen durch die Professionalität ihrer Erzeugung und modernen Gestaltung in der damaligen österreichischen Publizistik hervor. Zu den ständigen Mitarbeitern zählte auch der Archäologe, Konservator und Kunsthistoriker Dr. Anton Gnirs (1873 – 1933), der regelmäßig über seine archäologischen Untersuchungen und andere kulturgeschichtliche Themen berichtete.
Zu den wertvollsten Publikationen Kupelwiesers zählen aus heutiger Sicht seine Memoiren, veröffentlicht 1918, mit einem Kapitel, in dem der Autor seine Arbeit an der Kultivierung von Brioni von 1893 bis zum Anfang des Krieges 1914 detailliert beschrieb. Dieses Buch zeugt auch von seinen ethisch/moralischen (Arbeitsethik und Schaffenskraft), ästhetischen (künstlerische Landschaftsgestaltung auf Brioni) und ökologischen Überzeugungen (Verantwortlichkeit gegenüber den Erben durch Erhaltung von Natur und Umwelt).
Dr. Klara Trošt Lesić; Prof. Maja Jović
Erlebnisdesign mittels Storytelling-Methode: das Phänomen Paul Kupelwieser
Die Brioni-Inseln sind eine Kulturlandschaft, in der man die Spuren menschlichen Eingriffs in die Natur seit vorgeschichtlicher Zeit verfolgen kann. Eine solche Einwirkung – die des Paul Kupelwiesers – verdient jedoch besonderen Status. Daher gebührt diesem Phänomen eine thematische Interpretation.
Definition: Interpretation ist ein kreativer, aber auch strategischer Prozess, der auf die Herstellung intellektueller und emotionaler Verbindungen zwischen den Besuchern (Publikum) und dem zu interpretierenden Phänomen (Gegenstand, Objekt, Erscheinung oder Person) zielt. Ziel ist eine Kontextualisierung und mögliche Redefinition. Nach Wahl des Interpretationsgegenstandes/Phänomens werden alle damit im Zusammenhang stehenden Informationen gesammelt.
In der Regel führt die Anwendung der Storytelling-Methode in den Bereich des Erlebnisdesigns (experience design). Im gegenständlichen Kontext (Phänomen Paul Kupelwieser) – durch den Paradigmenwechsel vom Werk hin zum Publikum – liegt die Betonung immer auf der Person, die den Inhalt konsumiert (Besucher von Brioni). An dieses Publikum werden bestimmte Mitteilungen gesandt, in Form eines Erlebnisses bzw. einer Präsentation des Phänomens auf informative und angemessen unterhaltsame Weise.
Die Aufgabenstellung: Wie soll das Phänomen des Mannes, der Brioni zu „dem Brioni“ gemacht hat, erlebt werden?
Die Antwort: Aufgrund des kulturgeschichtlichen Nachlasses kann ein einmaliges kulturtouristisches Produkt geschaffen werden, das in Form einer einzigarten Marke mündet.
Dr. Mirjana Kos / Oberkustodin des kroatischen Museums für Tourismus, Opatija
Kupelwiesers Vision. Ein Vergleich: Opatija – Brioni – Dubrovnik anhand des Materials im kroatischen Museum für Tourismus.
Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Anfängen und in der Entwicklung des Fremdenverkehrs in den drei elitären kroatischen Badeorten Opatija, Dubrovnik und Brioni kann man aus den geographischen, natürlichen, politisch-administrativen und kulturell überlieferten Gegebenheiten der betreffenden Gebiete herleiten.
Opatija ist der älteste klimatisch-medizinische Kur- und Badeort an der ostadriatischen Küste. Er entstand durch geplanten Bau und Investitionen der mächtigen Wiener Südbahn-Gesellschaft als völlig neue touristische Siedlung. Vorteil von Opatija sind die Nähe zum mitteleuropäischen Raum, aus welchem die touristische Klientel stammte, sowie gute Verkehrsverbindungen, die von Norden in Richtung Süden gebaut worden waren.
Dubrovnik ist eine Stadt mit seit der Antike bestehendem reichen Kulturerbe und einmaligem mediterranen Flair. Ihre Vorteile sind das günstige Klima, das gut erhaltene kulturhistorische Erbe und die Attraktivität des Ambientes.
Das Brioni-Archipel stellt eine Kombination aus beiden Modellen dar, das aufgrund rein privater Initiative und privatem Investment geschaffen wurde. Das kroatische Museum für Tourismus sammelte seit seiner Gründung im Jahr 2007 alles die Geschichte des Fremdenverkehrs betreffende Material, die Sammlungen zählen heute mehr als 7000 Exponate. Unter anderem auch umfangreiches Material über Brioni.
Ljiljana Tadić Komadina
Künstler auf Brioni: Hugo Charlemont
Im Zeitraum von 1906 bis 1912 weilte auf den Brioni-Inseln ein sehr geschätzter Freund Kupelwiesers, der prominente österreichische Maler Hugo Charlemont (Jamnitz, 18.3.1850 – Wien, 18.4.1939). Des Künstlers bildendes Werk zeugt neben mehreren Aspekten auch von Brionis Kulturgeschichte. Er wurde bald als Meister zu einer der wichtigsten Promotoren der kulturgeschichtlichen Überlieferung der Inseln, durch sein Werk potenzierte er die Entwicklung.
Hugo Charlemont stammt aus einer künstlerischen Familie, die seine malerische Begabung noch in der Kindheit erkannte und unterstützte. Obwohl im Geiste des Historismus geschult, zeigen sich in seinem malerischen Ausdruck der Landschaft moderne Tendenzen, entstanden im Einfluss der jungen europäischen Künstler. Er nahm an Großausstellungen in Wien, Berlin und München teil.
Es wird geschätzt, dass der Meister etwa 150 Werke malte, in denen fast die ganze Geschichte von Brioni dargestellt wurde – seit der prachtvollen Antike bis hin zur Kultivierung der Inseln zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In manchen Werken wurden mit Hilfe der typischen Technik seiner Stilperiode Lichteffekte und Impressionen der Naturphänomene und der Atmosphäre eindrucksvoll eingefangen. Dem Wiener Publikum wurden diese in der Galerie Oktogon, im Haus der Kunst von Josef M. Olbrich, zugänglich gemacht, und im Jahr 1908 zeigte er in Dresden etwa siebzig Aquarelle, Temperas und Ölgemälde mit denselben Motiven.
Charlemonts Brioni-Phase ist für das Verständnis und die Valorisierung des kulturgeschichtlichen Erbes sehr bedeutsam. Sie ist ebenso auch ein Zeitzeugnis einer Entwicklung eines malariaverseuchten Archipels in einen elitären Badeort.
David Orlović, M.A.; Benjamin Kostešić; Dipl. Ing. Arch., Livio Nefat; Dipl. Ing. El., Ivan Skol
Wert der Entwicklungsvisionen Kupelwiesers aus heutiger Sicht am Beispiel der Eisenbahnstrecke nach Medulin
Im Zeitraum von 1907 bis zum Jahr 1910 kaufte der damalige Eigentümer des Brioni-Archipels Paul Kupelwieser viele Grundstücke in der Bucht von Medulin.
Nach Brioni fing auch Medulin an, sich als Badeort zu profilieren. Die tiefe Bucht von Medulin schien Kupelwieser für den Bau eines Handelshafens besonders geeignet. Die österreichisch-ungarischen Behörden unterstützten die Idee der Realisierung einer schnellen Verbindung (Personen-, Post- und Expressverkehr) zwischen Istrien und den Küstenstädten Dalmatiens. Um den Handelshafen von Pula, der inzwischen zu klein geworden war, zu entlasten, sollte der Hafen von Medulin erweitert und durch eine normale Eisenbahnstrecke mit der Trasse der Istrischen Staatsbahn verbunden werden. Damit hätte – neben jener schon existierenden von Kanfanar nach Rovinj – also noch eine weitere Abzweigung der Istrischen Staatsbahn entstehen sollen. Nun mischten sich aber die Militärbehörden in Pula ein, die diese Eisenbahnstrecke zu Verteidigungszwecken der Stadt Pula dienlich machen wollten. Den Todesstoß jeder weiteren Entwicklung eines Hafens in der Bucht von Medulin versetzte der Beginn des 1. Weltkrieges im Sommer 1914. Spätere Behörden beschäftigten sich nicht mehr mit diesen Ideen.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Idee Kupelwiesers von der Umwandlung Medulins zu einem Handelshafen mit Eisenbahnanbindung, ihrer visionären Tragweite sowie den erschwerenden (oder gesellschaftspolitischen) Umständen, die ihre Realisierung vereitelten.